Schlaglichter aus der Arbeit im HoffnungHaus
Carina Baun ist seit November 2018 in der Caféleitung des HoffnungsHauses, unserer Anlaufstelle für Prostituierte mitten im Rotlichtviertel in Stuttgart. Stefan Kuhn hat ihr dazu einige Fragen gestellt.
Was sind momentan die größten Herausforderungen der Arbeit? Was motiviert Dich dennoch?
Wir erleben immer wieder Zeiten, in denen Frauen für uns nicht erreichbar sind, weil sie für einen längeren Zeitraum nicht im Viertel sichtbar sind. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben, die für uns nicht immer gleich offensichtlich sind. Das auszuhalten und so manchen Kontakt zu verlieren, nicht mehr zu wissen, wie es mit den Frauen weitergeht, zählt für mich persönlich zu den größten Herausforderungen. Dass wir in einem super Team arbeiten, in dem wir uns gut ergänzen und uns immer wieder gegenseitig an sichtbare Früchte der Arbeit erinnern dürfen, ist für mich eine große Motivation.
Um mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, das HoffnungsHaus kennenzulernen, haben wir im Herbst Themencafé-Nachmittage gestartet. Demnächst erwartet uns ein besonderes Highlight. Warum freust Du Dich schon drauf?
Ende April findet ein besonderes Themencafé gemeinsam mit Nathalie Schaller, der Gründerin des humanitären Modelabels [eyd] statt. Die Kleidung sieht nicht nur gut aus, sondern insbesondere das Anliegen dahinter finde ich super. Wir kämpfen nämlich für dieselbe Sache an unterschiedlichen Orten: Die nachhaltige und faire Kleidung von [eyd] wird u. a. von Frauen in Indien genäht, die aus Menschenhandel und Zwangsprostitution befreit werden konnten. Diese Arbeit verleiht ihnen wieder Würde und eine echte Perspektive.
Um Würde geht es auch in unserem HoffnungsHaus-Positionspapier. Was sollten wir in die politische und gesellschaftliche Diskussion einbringen?
Wir als HoffnungsHaus-Team sehen das sogenannte Nordische Modell trotz aller kritischen Anfragen als das wirksamste Mittel zur Senkung der Nachfrage (Freier) und damit auch des Angebots (Bordellbetriebe und Prostituierte) in der Prostitution. Dieses Gesetzesmodell beinhaltet neben dem Sexkaufverbot weitere wichtige Säulen, wie die Entkriminalisierung der Prostituierten, professionelle Ausstiegsangebote sowie Präventions- und Aufklärungsarbeit. Um uns mit dieser Position auf einer breiteren gesellschaftlichen Ebene einbringen zu können, brauchen wir Botschafterinnen und Botschafter, die gut informiert sind und zugleich die Anliegen des HoffnungsHauses in ihrem Umfeld multiplizieren. Dafür haben wir unser Botschafter-Programm entwickelt. Bei Interesse kann man einfach eine Mail senden an:
botschafter@hoffnungshaus-stuttgart.de
Liebe Carina, es scheint, als wärst Du genau am richtigen Platz. Dennoch wirst Du uns in wenigen Monaten verlassen. Warum eigentlich?
Das empfinde ich auch so, weshalb es – neben aller Vorfreude auf das Neue – auch nicht ganz einfach für mich sein wird, Anfang Juni erst einmal mit dem Mutterschutz in eine Babypause zu starten. Meine Stelle im Team wird also frei und wir suchen nach einer geeigneten Nachbesetzung.
Was wünschst Du dem HoffnungsHaus?
Gottes Segen, der weiterhin die notwendige Leichtigkeit bei aller Schwere möglich macht und dass es von innen und außen ein Leuchtturm im Leonhardsviertel ist und bleibt!
Vielen Dank für das Gespräch und Euch als Familie Gottes Segen!
Bei Interesse kann man sich gerne die Stellenbeschreibung auf unserer Homepage ansehen:
www.aktion-hoffnungsland.de