12/2023

Ich bin zwar … doch der Herr ist …! (Micha 7,1-20)

Texterklärung

Micha 7 schließt das Buch mit dem typischen Doppelcharakter seines ganzen Buches ab: Unvermeidlich sind das Gericht, das Fallen und die Finsternis (V. 1-7). Doch ebenso fest beschlossen sind das Heil, das Aufstehen und das Licht (V. 7-20)! Denn ein Rest wird gerettet werden und zwar durch Gottes Gnade. Er allein wird mit der Realität menschlicher Sünde und Schuld fertig.

Sitzen in der Finsternis

Die ersten Verse zeichnen ein düsteres Bild: Kahle Weinberge, keine Gerechten, jeder will den anderen verderben, niemand kann dem Nächsten trauen. Bis in die Familie ragt diese Finsternis. Die Umstände geben keinerlei Grund für Zuversicht her. Woraus nun also Hoffnung schöpfen?

Nach dem Herrn spähen

Der Beter erinnert sich nun, wer nie mit dem Rücken zur Wand steht. Bei wem Hoffnungslosigkeit keine Option ist. Er erinnert sich daran, wer immer einen Weg bahnen kann, selbst durch Meere und Flüsse hindurch: Der Gott ihrer Rettung! Und so hält er Ausschau nach ihm. Er späht nach ihm aus und ist dabei, mit einer ganz großen Erhörungsgewissheit bereit zu warten, bis dieser treue und rettende Gott sich zeigt und eingreift.

Das stellt den Leser dieser Verse unweigerlich vor die Frage: Worauf setze ich meine Hoffnung in solchen und ähnlichen Zeiten? Von wem erwarte ich Hilfe? Wer oder was soll in meinem Leben das Licht wieder anknipsen? Bin ich bereit, auf Gott zu warten?

Das Licht erkennen

In Vers 7 wird nun mit noch größerer Gewissheit klar gemacht: Ganz egal, wie dunkel es ist, der Herr ist derjenige, der das Licht anknipsen kann. Ja, es wird ein schmerzhaftes Fallen geben, das weit mehr ist als ein kleines Straucheln: Israel wird weggeführt, bricht vollständig zusammen. Das ist die finstere Konsequenz der Sünde. Aber die Verse 8 bis 14 haben ihre Betonung eindeutig auf der Zukunft. Gott wird ins Licht bringen und Recht schaffen. Israel wird seine Gerechtigkeit erleben. Gott selbst wird dafür sorgen.

Diese Perspektive zeigt sich dann auch im großen Finale ab Vers 18: Die Sünde wird vergeben, denn Gott ist barmherzig! Er wird alle Sünden auslöschen und ins tiefste Meer werfen. Der „Wurf ins Meer“ zeigt, dass sie ganz und gar weg sind. Gott holt sie nicht wieder hervor. Diese gnädige Rettungstat wird aufleuchten über Israel hinaus.

In Jesus leuchtet es strahlend hell

Für Micha und die Menschen damals war das ein reines Hoffnungswort. In Jesus aber erfüllen sich die Worte, die Micha nur ahnen konnte. Denn Jesus sagt in Johannes 8,12: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Durch seinen Tod und seine Auferstehung dürfen wir die gleiche Gewissheit haben, die Micha hier voraussieht: Weil Gott barmherzig ist, vergibt er meine Sünde gerne. Das ist, wie auch Micha klar macht, Geschenk und kein eigener Verdienst (vgl. Eph 2,8-9).

Im Angesicht aller Finsternis wird infrage gestellt, wo Gott wäre, warum er nichts tut (V. 10). Diese Fragen kommen von außen und sind teilweise in uns: je nach Dunkelheit mal lauter, mal leiser. Der Text macht jedoch Mut, denn die Feinde und ihre Fragen werden zertreten. In Jesus wird auch dieses Wort wahr. Er besiegt die wahren Feinde der Menschen: die Sünde und den Tod! Er zertritt den Kopf der Schlange. Er nimmt dem Tod die Macht und bringt das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht (vgl. 2Tim 1,10). Er tut sogar zahlreiche Wunder, wie zu der Zeit, als sie aus Ägypten zogen (V. 15), sodass alle Welt es sieht!

Schon jetzt und noch nicht

Manche Wirkung von Jesu Licht erleben wir schon jetzt: Er verändert Leben, er heilt Herzen, sein Licht hat schon so manche Finsternis erhellt. Gott sei Dank! Anderes jedoch scheint dunkel zu bleiben, fühlt sich weiterhin düster und bedrohlich an. In diesen Momenten wünsche ich mir und uns die gleiche Herangehensweise und Überzeugung, die ab Vers 7 deutlich wird, dass wir sagen und vertrauen können: Ich bin zwar in Finsternis, doch der Herr ist mein Licht. Ich bin zwar gefallen, doch der Herr wird mich aufrichten!

Fragen zum Gespräch
  • In wen oder was setze ich meine Hoffnung im Angesicht der Finsternis?
  • Wo habe ich erlebt, dass das Licht von Jesus finstere Situationen erhellt hat?
  • Wem würde ich besonders wünschen, dass er in Jesus das Licht aufleuchten sieht?
  • Welche Finsternis macht mir das Hoffen manchmal schwer und was hilft mir dennoch zu sagen: „Ich bin zwar … doch der Herr ist …“?
Die Viertel-Schtond zu Micha 7,1-20 mit Cornelius Haefele und Matthias Hanßmann.
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