Texterklärung
Zur Übersicht über die Offenbarung zunächst eine grobe Gliederung der Offenbarung: Kapitel 1-4 beschreibt die Gemeinde im jetzigen Zeitalter. In Kap. 4-11 wird die sogenannte Trübsalszeit mit ihren Auswirkungen beschrieben. Kap. 12-18 zeigen besonders die Akteure in dieser Zeit. Ab Kap. 19-21 entdecken wir die Vollendung des Reiches Gottes. In den Kap. 5-21 kann man – meiner Einschätzung nach – keinen genauen zeitlichen Ablauf der geschilderten Ereignisse erkennen. Es wird aber deutlich, dass Gott schwere Katastrophen und Gerichte benützt, um das Ziel der Schöpfungserlösung und die Vollendung seines Heilsplans zu verwirklichen. In Kapitel 8 erhalten wir durch Johannes wieder einen weiteren Blick in die Pläne Gottes mit seiner Schöpfung.
Himmlische Ruhe vor Gottes Heiligkeit (Vers 1-5)
Als das Lamm, hier ist wohl Jesus gemeint, das 7. Siegel öffnet, löst das im Himmel ein heiliges Schweigen aus. Die Öffnung der ersten 6 Siegel wird in Offenbarung 6-7 beschrieben. Denn mit jeder Öffnung eines Siegels wird Gottes weiteres Handeln freigegeben. Das löst im Himmel keinen Jubel aus, sondern nur ein Innehalten in Heiligkeit vor den Wegen und dem Handeln Gottes.
Gottes Wirken ist aber auch eine Folge von den vielen Gebeten der Heiligen zu allen Zeiten. Auch Jesus hat in Lukas 18,7-8 darauf hingewiesen, dass Gott die Gebete der Bedrängten erhören wird. „Sollte aber Gott nicht Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er bei ihnen lange warten? Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze.“ Für uns heute bedeutet es, dass unsere Gebete vor Gott geachtet sind. Sie wirken ein auf Gottes endzeitliches Heilshandeln. Auch wenn man selbst vielleicht überlegt, was denn mein Gebet schon bewirkt, so zeigen uns diese Verse sehr deutlich, dass jedes Gebet bei Gott geehrt wird.
Gottes Heiligkeit und Naturveränderungen (Vers 6-11)
Im Himmel wird regiert. Das sehen wir ganz deutlich an den Engeln im Himmel, die das gewaltige Gerichtshandeln Gottes einleiten. Wer diese Engel sind, wird uns nicht gesagt. Manche Ausleger denken dabei an die sieben Erzengel, die im apokryphen Buch Tobias mit folgenden Namen genannt sind: Uriel, Raphael, Raguel, Michael, Sariel, Gabriel, und Remiel (12,15). Doch eines steht fest: Gott gibt den Zeitpunkt an. Er bestimmt, wann er in seine Schöpfung eingreift und sie umgestaltet. Die Naturzerstörungen auf der Erde, im Meer und in den Gewässern, wie sie uns in diesen Versen beschrieben werden, sind furchtbar und vermitteln uns etwas von der Heiligkeit Gottes. So schrecklich wie diese Gerichtshandlungen Gottes auch beschrieben sind, so dürfen wir nicht vergessen, dass Gott durch dieses Handeln alle Menschen immer wieder zur Umkehr aufrufen möchte. Gott will ja, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1Tim 2,4). Natürlich können die Bilder und die Begriffe, die Johannes im Text verwendet, unterschiedlich gedeutet werden. Es bleibt aber doch erkennbar, dass Gott in die Geschichte der Welt eingreift.
Gottes Heiligkeit und kosmische Veränderungen (Vers 6-11)
In den Versen 12 bis 13 ist von kosmischen Veränderungen die Rede. Sonne, Mond und Sterne werden in den Umgestaltungsprozess Gottes mit eingebunden. Gott ist der Herr über seine Schöpfung. Aber Gott will seine Schöpfung nicht zerstören, sondern sie erlösen. Das beschreibt zum Beispiel Paulus in Römer 8, 20ff. Wie die Erlösung aber vor sich geht, dürfen wir getrost Gottes Weisheit überlassen. Er kann die alte Schöpfung schrittweise abbauen und eine völlige Neuschöpfung entstehen lassen. Durch Gottes Handeln könnte sie auch nur umgestaltet oder durch eine punktuelle Reparatur verbessert werden. Wir vertrauen ihm und seinem Walten.
Natürlich ist die beschriebene Gerichtshandlung Gottes für viele Menschen, die dann auf dieser Erde leben werden, ein schrecklicher Zustand. Aber Gott ist eben der Heilige, der die Sünde und die Folgen der Sünde nicht für immer und ewig so belassen will. Von daher gilt es immer wieder, dass wir unser Leben vor Gott prüfen und uns auf das Kommen Jesu einstellen.
Fragen zum Gespräch
- Was macht mir Schwierigkeiten mit diesem Bibeltext?
- Welche Aussage in diesem Abschnitt tröstet mich und warum?
- Sollten wir die Aussagen in diesem Text nur symbolisch verstehen oder wörtlich?