07/2024

Schützenswerte Beziehung (1. Korinther 7,1-16)

Texterklärung

Paulus bedenkt eine Aussage, die er aus Korinth bekommen hat. Diese Aussage lautet: „Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren.“ Mit der Antwort liegt Paulus in der Auslegungstradition des Alten Testaments, die Jesus hatte: Die Ehe wird geschützt!

Sexualität in der Ehe (V. 2-7)

Im Judentum galt, auf 1. Mose 1,28 zurückgehend, die Regel, dass man heiraten solle. Der fromme Jude Paulus löst sich von dieser Regel und sieht die – von ihm für sich selbst gewählte – Möglichkeit des zölibatären Lebens. So wäre es ihm zwar lieber, wenn Menschen auf die Ehe, und damit die Sexualität, verzichten (V. 7). Aber zwei Dinge sprechen dagegen: Zum einen gehört zum zölibatären Leben die Gabe („Charisma“ in V. 7 wörtlich!) und gilt daher nicht für jeden Menschen. Zum zweiten sieht Paulus die Gefahr, dass durch sexuelle Askese, die nicht als Gabe Gottes einem Menschen geschenkt ist, Unzucht (V. 2), also ein zügelloses sexuelles Leben entstehen könnte. Weil Paulus „Ehe“ schützenswert sieht und die Gefahr erkennt, dass Gottes Geschenk der Ehe angegriffen werden kann, gibt er der Sexualität einen hohen Stellenwert: Die Sexualität gehört nicht nur in die Ehe, sie gehört auch zur Ehe.

Dabei spricht Paulus beide, Mann und Frau, gleichermaßen an. Beide haben füreinander diese Verpflichtung. Es gibt eine Ausnahme, die er als Erlaubnis (V. 6) gibt: Der geistliche Rückzug zum Gebet. Auch hier muss dies auf Zeit begrenzt und miteinander – nicht einseitig – abgesprochen sein.

Ehe und Sexualität bei Unverheirateten bzw. Verwitweten (V. 8-9)

Das griechische Wort, das Luther mit „Ledige“ (V. 8) übersetzt, meint nicht nur die, die nie verheiratet waren, sondern auch die geschiedenen oder verwitweten Menschen. Deshalb kann diese Gruppe besser als „unverheiratet“ (nicht in Ehe stehend) benannt werden. Warum nennt Paulus aber mit „Witwen“ einen Teil dieser Großgruppe nochmals?

Am naheliegendsten ist, dass in der Antike weitaus mehr Frauen als Männer verwitwet waren. Deshalb greift er die Gruppe der Witwen nochmals auf, obwohl diese im Begriff der „Ledigen“ (nicht in der Ehe stehenden Menschen) eigentlich aufgenommen waren. Paulus rät zur zukünftigen Ehelosigkeit, aber als Schutz vor „Begierde“ (V. 9) räumt er die Wiederheirat ein. Für ihn hat die Sexualität den Platz in der Ehe. Deshalb achtet er auch hier den Schutzraum „Ehe“ so hoch, dass er diesen Menschen empfiehlt, zu heiraten („sollen“, V. 9).

Schutz der Ehe (V. 10-11)

Deutlich unterschieden von seinem eigenen Rat (V. 12) spricht Paulus hier im Namen des Herrn (Jesus Christus), also mit höchster Autorität: Wer verheiratet ist, soll sich nicht scheiden lassen (Mt 5,32). Paulus weiß um den damals bekannten juristischen Unterschied zwischen „scheiden lassen“ (ausgehend von der Frau) und „fortschicken“ (ausgehend vom Mann) und stellt Frau und Mann auf eine Stufe. Diesen Unterschied kennen wir heute nicht. Scheidung ist für ihn (und die Bibel): Ungehorsam gegenüber Gottes Willen und Gebot. Dabei geht es aber Paulus nicht um das Befolgen von Gesetzen, sondern er wird von dem hohen Gut der Ehe geleitet, das zu schützen ist. Dabei denkt er an 1. Mose 2,24. „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden“ (vgl. Mt 19,4-6). Weil Paulus aber die Wirklichkeit kennt – auch die, dass Menschen sich, bevor sie zum Glauben gekommen sind, scheiden ließen – fügt er
hinzu (V. 11), dass diese Menschen dann ehelos bleiben sollen, es sei denn, sie versöhnen sich wieder. Auch
hier geht es Paulus um die Ehe als Beziehung, die zu schützen ist.

Ehe mit ungläubigen Ehepartnern (V. 12-16)

Wenn ein Mann oder eine Frau zum Glauben an Jesus Christus kam, stellte sich den Korinthern die Frage, ob sie sich von ihrem „ungläubigen“ Partnerteil trennen müssten. Auch hier sieht Paulus die Ehe als hohes Gut. Unglaube allein ist kein Grund zur Scheidung. Aber Paulus gestattet die Scheidung, wenn der ungläubige Eheteil die Scheidung fordert. Dann ist der gläubige Partner frei (V. 15). Auch hier stehen Frau und Mann gleichberechtigt nebeneinander, was in der Antike eine Besonderheit ist. Wenn Paulus nun von dem geheiligten Ehepartner spricht, meint er damit: Die gläubige Person bringt die andere ins Kraftfeld des Heiligen Geistes. Dies bedeutet jedoch nicht gerettet. Vorausgesetzt ist, dass der ungläubige Partner „Gefallen“ an dem Miteinanderleben hat – also nicht gegen den Glauben des anderen agiert.

Und wenn es doch zur Scheidung kommt? Wir Menschen sind Sünder und werden dies immer wieder selbst erfahren, dass wir schuldig werden. Jesus Christus ist für unsere Schuld gestorben. Aber dies darf nicht dazu führen, dass wir unsere Sünde kleinreden oder sogar für nichtig erklären.

Fragen zum Gespräch
  • Wo sehe ich in meinem Stand eine Gabe Gottes?
  • Wo sind im Stand der anderen Nöte, Ängste, Fragen, die ich nicht einfach übersehen darf?
  • Danke ich Gott für meinen Stand?
  • Was tue ich dafür, dass meine Ehe oder mein Ledigsein gestützt und geschützt werden?

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