06/2023

Möge die Macht mit dir sein

Kaum jemand kennt den zentralen Spruch aus der Welt von Star Wars („Krieg der Sterne“) nicht: „Möge die Macht mit dir sein“ – der Gruß unter den Anhängern des Jedi-Ordens, die sich als Beschützer des Star-Wars-Universums mit seinen vielen Planeten und Lebensformen sehen. Längst geht es bei Star Wars nicht mehr nur um Filme. Zahlreiche Serien, Videospiele und Bücher befassen sich mit der fiktiven Welt und als erfolgreichstes Film-Merchandising-Franchise der Welt ist Star Wars inzwischen zu einem Teil moderner Kultur geworden.

Im Jahr 2001 haben bei Volkszählungen in englischsprachigen Ländern insgesamt über 500.000 Menschen „Jedi“ als Religion angegeben. Das zeigt, dass die von George Lucas erfundene Welt von Star Wars auch Auswirkungen auf religiöse Vorstellungen hat. Gerade das Konzept der „Macht“ als allumfassende, göttliche Kraft spricht dabei viele Menschen an. Es liegt deshalb die Frage nahe, ob es dabei Anlehnungen an das christliche Verständnis vom Heiligen Geist als Kraft Gottes gibt. Dieser Fragen möchte ich in diesem Beitrag nachgehen.

„Die Macht ist ein energetisches Feld, das uns umgibt, durchdringt und uns alle miteinander verbindet.“
Obi-Wan Kenobi

Bei dem fiktionalen Konzept der „Macht“ in Star Wars handelt es sich um ein unsichtbares, mystisches Energiefeld, welches alles Leben in der Galaxis miteinander verbindet. Sie besteht aus der lebendigen Macht, die von Lebewesen ausgeht und kosmischer Macht, die Raum und Zeit bestimmt und dem Universum Form gibt. Gleichzeitig hat die Macht auch einen Willen, den aber selbst Jedi nicht wirklich ergründen können. George Lucas hat sich beim Konzept der Macht stark an östlicher Kultur und Philosophie orientiert, allerdings gibt es auch Bezüge zum christlichen Verständnis des Heiligen Geistes als allpräsente Kraft Gottes.

„Gott ist Geist, und die ihn
anbeten, die müssen ihn im
Geist und in der Wahrheit anbeten.“
Johannes 4,24

Im christlichen Glauben ist der Heilige Geist die am wenigsten „fassbare“ Person der Dreifaltigkeit Gottes, zugleich spielt er aber eine zentrale Rolle im Leben der Christen. Der Heilige Geist ist Tröster und Lehrer der Gläubigen, er ist um sie und in ihnen präsent und verbindet sie, indem er Gemeinschaft stiftet. Zu Beginn der Schöpfungsgeschichte schwebt der Geist Gottes über dem Wasser, was auch deutlich macht, dass der Heilige Geist bei der Schöpfung eine aktive Rolle spielte und in der Schöpfung wirksam ist. Beide Aspekte ähneln auf dem ersten Blick dem Konzept der lebendigen und der kosmischen Macht, allerdings gibt es eine grundlegende Differenz.

Besonders machtsensible Lebewesen können im Star-Wars-Universum die Macht nutzen. Wer darin ausgebildet wird, kann dann ein Jedi-Meister werden – ein Meister der Macht. Mit Hilfe
der Macht können Jedi übernatürliche Fähigkeiten entwickeln. Das geht so weit, dass es in Star Wars einzelnen Jedi-Meistern gelingt, sogar den Tod zu überwinden und als Macht-Geist weiterhin mit den Lebenden Kontakt zu halten. Die Nutzung der Macht als Fähigkeit ist ein eher magischer Ansatz, der wenigen Auserwählten vorbehalten ist.

„Die Macht ist weder gut noch böse. Sie ist nur ein Werkzeug und es liegt an uns, wie wir sie nutzen.“
Qui-Gon Jinn

Demgegenüber ist der Heilige Geist gänzlich unverfügbar und Gestalt eines persönlichen Gottes, der den Menschen und der Schöpfung in Liebe und Güte zugewandt ist und eine Beziehung im Glauben ermöglicht. Dies ist der zentrale Unterschied zwischen dem Konzept der Macht und dem Geist Gottes. Gottes Liebe und auch seine Kraft sind Geschenke und nicht im Sinne einer Fähigkeit nutzbar. Dies wird z. B. in Apostelgeschichte 8 deutlich, wenn der Zauberer Simon Magus die Macht des Heiligen Geistes von den Aposteln kaufen möchte und dies scharf zurückgewiesen wird.

„Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“
Galater 5,22
„Furcht ist der Pfad zur Dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.“
Yoda

Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass das Nutzen der Macht auch Gefahren birgt. Es gibt eine dunkle Seite der Macht, die von den Jedis bekämpft wird. Ihre Gegenspieler, die Sith-Lords, zu denen auch der berühmte Darth Vader gehört, nutzen die dunkle Seite für ihre eigenen Zwecke und schrecken auch vor Gewalt und Verbrechen nicht zurück. Der Weg auf diese Dunkle Seite führt über schlechte Emotionen und Egoismus. Es ist eine Aufgabe der Jedi, ihr Leben lang der Versuchung der Dunklen Seite der Macht zu
widerstehen.

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“
Römer 12,21

Diesen Dualismus der Macht gibt es bei Gottes gutem Geist nicht. Er kann nicht zum Bösen eingesetzt werden, sondern führt die Menschen zusammen, statt sie zu trennen. Die Bibel kennt jedoch wohl auch die Versuchungen des Bösen, die sich auf ähnliche Weise zeigen wie der Pfad zur Dunklen Seite. Hier ist der Heilige Geist jedoch ein Helfer, der uns dabei unterstützt, Böses in uns und um uns zu überwinden. Der Geist bleibt dabei jedoch immer unverfügbare Kraft Gottes, die nicht erzwungen werden kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Konzept der Macht in Star Wars durchaus geeignet sein kann, Menschen Impulse zu einem besseren Verständnis des Heiligen Geistes zu geben. Allerdings vor allem auch dadurch, dass die wichtigen Unterschiede benannt werden. Dabei zentral ist unser Glaube an einen persönlichen Gott, der sich in Jesus Christus gezeigt hat. Er tritt durch den Geist in Beziehung mit uns und erfüllt, leitet und stärkt uns nach seinem Willen – unabhängig von den eigenen Fähigkeiten und Leistungen. Wir müssen keine religiösen Meister wie die Jedi sein, um zu Gott zu gehören und von seinem Geist erfüllt zu sein.

Beim berühmten Segenswunsch „Möge die Macht mit dir sein“ soll George Lucas Bezug auf den Schluss vieler Paulusbriefe genommen haben. Dort formuliert der Apostel das, was für Christen die Entsprechung des Jedi-Grußes darstellt: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch.“

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