Verklärung – worum geht’s?
Unser Bibelabschnitt erzählt von der Herrlichkeit Jesu. Zugleich lüftet er ein klein wenig weiter den Schleier der himmlischen Sphäre, weil Jesus mit Mose und Elia redet. Wir haben es also mit einer Offenbarungsgeschichte zu tun, die nicht nur auf das Alte Testament anspielt und auf diese Weise Bezüge zu Jesus herstellt, sondern viel mehr lesen wir von einer augenscheinlichen und unmittelbar akustischen Offenbarung. Die Jünger sehen Jesus, Mose und Elia und sie hören Gottes Stimme.
Tiefer einsteigen in die Geschichte
Lukas erzählt die Verklärungsgeschichte, nachdem Petrus bekannt hatte, dass Jesus der Messias sei. Und sie ereignet sich nach der ersten Leidensankündigung Jesu im Lukas-Evangelium. Beide Momente, sowohl dass Jesus der Messias/der Christus ist, als auch sein Leiden, sind bei dieser Offenbarung Thema. Die Geschichte beginnt damit, dass Jesus auf den Berg steigt, „um zu beten“. Und während Jesus betet, während er mit seinem Vater spricht, beginnt die „Verklärung“. Das seltsam anmutende Wort „Verklärung“ deutet etymologisch in zwei Richtungen: (a) „verklaren“ im Sinn von sinnlich deutlich, sichtbar werden; (b) „verklären“ im Sinne von „erklären“, als Hilfe zu verstehen. Beide Bedeutungsrichtungen treffen die Sache: Jesus wird eindeutig als eins mit dem Vater und der himmlischen Welt herausgestellt. Das Nicänische Glaubensbekenntnis sagt darum über Jesus: „Licht vom Licht“. Hier wird es sichtbar. Und dieses „Einssein“, die wechselseitige Durchdringung mit dem Vater, geschieht im vertrauten Gespräch – im Gebet.
Als Zeugen der Offenbarung wählt sich Jesus drei seiner Jünger aus. Es sind dieselben, die ihn später in Gethsemane zum Beten begleiten sollen (Mk 14,32ff.; Mt 26,36ff.). In beiden Abschnitten sind die Jünger über die Maßen müde; sie schlafen sogar ein. Als Leserin oder Leser mag man reflexartig denken: Wie ist das bloß möglich gerade in diesem Augenblick? Ist das ein Hinweis, dass unsere Kräfte nicht heranreichen an Gott? Ich kann meine Fragen und meine Irritation als Leser hier nur weitergeben … Jedenfalls dürfen die Jünger Jesus beide Male sehen, wie ihn die Menschen sonst nicht zu Gesicht bekommen: hier herrlich und himmlisch, dort allein und nahe der Verzweiflung. Im Gespräch mit Mose und Elia spricht Jesus über seinen „Exodus“ – seinen „Ausgang“. Mitten in der offenbarten Herrlichkeit geht es um Leiden und Sterben, aber ich lese auch von der Auferstehung. Exodus“ ist für das jüdische Volk ein positives Wort, Exodus erzählt von der Befreiung. Und damit kommen wir schon zu einem weiteren Bezug: Mose. Wie Mose vom Berg kommend herrlich war, so ist Jesus herrlich. Aber dieser ist es aus sich selbst heraus, jener nur in einem widerspiegelnden Sinn. Als die Stimme Gottes auf dem Berg „geschieht“, sagt sie: „Ihn sollt ihr hören.“ Dies lese ich als Überbietung der Sinai-Tora. Einst gab Gott Mose seine Tora, nun steht das lebendige Wort vor den Jüngern. Dass Petrus die jüdischen Traditionen und die messianische Zeit kennt, macht dann seine Aussage zum Hüttenbau deutlich: In der letzten Zeit werden die Gerechten in sukkot, Laubhütten, wohnen. Trocken kommentiert Lukas: „Er wusste nicht, was er redete.“ Damit aber überspringt Petrus das „Ihn sollt ihr hören.“ Für uns heute entnehme ich dem Text drei Fragen: Was ist Gebet für uns? Und wie verhält sich unser Hören auf Jesus zu diesem oder jenem „Wunsch, Hütten zu bauen“? Wie ist es mit unserer Müdigkeit – wo zeigt sie sich, worauf weist sie mich hin, ist gar Gott in ihr?
Praxistipp:
Ich schlage vor, Bilder zu Betenden zu verwenden, gerne auch eines, das einen schlafenden Beter zeigt. Man könnte auch fragen, wer im Gottesdienst oder beim Beten schon einmal eingeschlafen ist. Unser Text enthält sich da ja jedes Kommentars.
Fragen zum Gespräch
- Wie geht es uns mit dem Gedanken, dass Gott und wir uns im Gebet wechselseitig durchdringen?
- Wie geht es uns mit dem Hören auf Jesus? Wie sieht das bei uns aus?
- Wie halten wir es mit Aktionen wie „Hüttenbauen“? Wie schnell landen wir beim Tun und wie viel Zeit darf das Hören brauchen?
- Wie stehen wir zu unseren Müdigkeiten in unserem geistlichen Leben, im Leben der Gemeinde? Was macht uns aus welchen Gründen müde? Wie könnten wir wieder wach werden?