Falls Sie es noch nicht wussten: der Haefele ist ein lauter Mensch. Immer mal wieder sagen mir Menschen, dass ich dazu neige, mit lauter Stimme zu sprechen. Ich selbst bemerke das gar nicht. Für mich ist das ganz normal und im ersten Moment bin ich immer irritiert, wenn ich diese Rückmeldung bekomme. Inzwischen habe ich verstanden, dass dieses äußere Lautsein etwas mit meinem Inneren zu tun hat. Denn in mir drin ist es auch laut. Verstörenderweise wird mir das immer besonders in dem Moment klar, wo ich mich hinsetze, um Stille Zeit zu halten. Da sitze ich dann, versuche mich zu sammeln und beginne mit einem Gebet. Dann geht es ab. Dann gehen mir plötzlich 1000 Dinge durch den Kopf und drängen sich mir auf: die vergessene E-Mail, der noch nicht getätigte Anruf, die kranke Mitarbeiterin, der Artikel fürs Magazin, der Service-Termin fürs Auto, der noch nicht abgelesene Stromzähler, der kleine Streit heute Morgen zwischen mir und meiner Frau und, ach du lieber Schreck, heute ist ja auch noch gelber Sack!
Und dann muss ich richtig kämpfen. Kämpfen darum, nicht in blanke Hektik zu verfallen und Stille Zeit eben Stille Zeit sein zu lassen, um schnell all die Dinge zu erledigen, damit ich sie nicht wieder vergesse. Ich find es krass, wie sehr diese alltäglichen Dinge des Lebens sich gerade in solchen stillen Momenten aufdrängen. In früheren Zeiten hätte man so etwas wahrscheinlich „Anfechtung“ genannt. Und vielleicht ist es ja auch genau das. Natürlich wird man mit den Jahren etwas schlauer, wenn man diese Erfahrung schon oft gemacht hat. Heute liegt bei meinen „Stille-Zeit-Utensilien“ ein Papierblock und ein Stift. So kann ich mir das Zeug, das mir einfällt und mich so ablenkt, notieren und damit wenigstens die Unruhe ablegen, dass ich das nicht vergessen darf. Dennoch, das muss ich ehrlich zugeben, kann es trotz allem auch heute vorkommen, dass ich so unruhig werde, dass es mir richtig schwerfällt, mich auf die Stille bzw. auf das Reden Gottes aus seinem Wort zu konzentrieren. Darunter leide ich manchmal richtig.
Neben diesem inneren Geräuschpegel gibt es ja leider auch noch jede Menge äußere Lärmquellen. Wenn ich den Fehler mache, meine Stille Zeit mit dem Handy in der Hosentasche zu versuchen, kann ich davon ausgehen, dass es genau in dieser Zeit fünfmal brummt. So ist mir inzwischen klar, wenn ich wirklich für Gott erreichbar sein will, sollte ich in diesem Moment für möglichst niemand anderen erreichbar sein. Also, das Handy bleibt draußen, oder ist zumindest auf stumm gestellt.
Aber dann auch das: ein stiller Morgen, ein ernsthaftes Gebet und ein Satz aus der Losung oder der Bibel, der mich ganz tief berührt. Und ja, dann ist es, als ob Gott selbst mit mir spricht. Da erlebe ich tiefe Freude, großen Trost, ermutigenden Zuspruch, handfeste Herausforderung … Dann weiß ich es wieder! Er lohnt sich! Er lohnt sich absolut, der Kampf um die Stille.