… ob Sie sich auch schon mal gefragt haben:
Letzten Sommer war‘s, beim Dorffest einer schwäbischen Ortschaft. Auf dem kleinen Marktplatz, vollgestellt mit Verkaufsständen der örtlichen Vereine und Betriebe, fand ein ökumenischer Gottesdienst statt. Da saßen wir nun, die Christen aus den örtlichen Kirchengemeinden, freien Gemeinden, dem CVJM und den Apis und zelebrierten ein frommes Programm vor den Augen und Ohren der Menschen, die ihre Stände bereits auf den großen Ansturm direkt nach dem Gottesdienst vorbereiteten …
Und da war er: einer dieser Momente, in denen der Haefele in mir sich fragte: Was denken sich diese
Menschen da ringsum, wenn sie uns beim Gottesdienst feiern beobachten? Wie finden die das, wenn wir hier Lieder mit der Sprache von 1591 und einer Melodie, die wirklich niemanden vom Hocker reißt, singen? Was geht in den Köpfen vor sich, wenn sie gleich danach drei hauptamtliche Personen erleben, die mit salbungsvollen Stimmen in einer Art merkwürdigem Singsang Gebete von Zetteln ablesen und zum Schluss die Menschen auffordern, „still in ihrem Herzen mit Gott zu sprechen“? Was denken diese Menschen, wenn sie anschließend hören, wie wir begleitet von einer tontechnisch schlecht ausgesteuerten Band, angeleitet von einer leicht ekstatischen Sängerin ein modernes Lobpreislied singen, bei dem wir irgendjemandes „Saum seines Gewandes“ berühren wollen? Wie sehr berührt die lebensverändernde Botschaft des Evangeliums die Herzen, wenn sie von einer furchtbar aufgeregten, sich ständig verhaspelnden Person in Form einer Erzählpredigt vorgetragen wird?
Natürlich habe ich keine Ahnung, was die Menschen wirklich dachten oder empfanden. Doch beim Versuch, ihre Minen zu deuten, kam ich nicht umhin, andere Dinge als große Ergriffenheit, aufflackernde Selbsterkenntnis und ein ganz tiefes Empfinden der unglaublichen Liebe Jesu wahrzunehmen. War da nicht eher Erstaunen, leichte Irritiertheit, offensichtliche Ablehnung oder auch der ein oder andere deutlich zuckende Mundwinkel zu sehen?
Ich frage mich: Wie hast du das gemacht, Jesus? Als du dich damals in ein Boot oder auf einen Berg stelltest und den Menschen zuriefst, dass eben in diesen Moment Dinge geschähen, die die Welt veränderten. Wie war das damals in Sychar (Joh 4), als dein Gespräch mit einer Frau dazu führte, dass eine ganze Stadt voller eher kritisch eingestellter Menschen plötzlich bekannte: „Dieser ist wahrlich der Welt Heiland“? Wie ging das, Petrus, dass der große Hasenfuß in dir es plötzlich hinbekam, vor großen Menschenmengen oder einem Richtertisch Worte zu finden, die Menschen bewegten?
Und meine größte Frage: Was müsste mit mir, in mir, in meiner Gemeinde oder unserer Api-Gemeinschaft geschehen, damit so etwas wieder möglich wäre?