Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!
Vor 2 Monaten durfte ich Vincent (gebürtiger Nigerianer) sonntags in die Gemeindeleitung der Internationalen Gemeinde Schrozberg einsetzen. Dienstags wurde er von der Polizei überraschend abgeführt und abgeschoben. Ihr könnt Euch kaum vorstellen, was das für die Menschen vor Ort bedeutet. Sie hatten alle so viel Hoffnung. Jetzt haben sie nur noch Angst, dass sie die Nächsten sind. Ja – ich sehe das politische Dilemma, die Überforderung unserer Gesellschaft und die damit verbundenen Ängste einer Überfremdung. Und doch keimt in mir der Verdacht auf, dass wir den einzelnen Menschen nicht mehr im Blick haben. Hinter jeder Abschiebung steht eine Lebens- und Leidensgeschichte Es bleibt ein Dilemma – Wer finde heute die richtige politische Lösung?
Um die Vincents unseres Landes kann man nur weinen, aus der Ferne trösten, für sie beten, dass ihnen ihr Herkunftsland in diesen Tagen zum persönlichen Bethlehem wird.
Friedefürst
Das erhoffe ich auch für die Christen im Gazastreifen. Weihnachten 2022 wurden dort knapp 1000 Gläubige im abgeriegelten Land gezählt. Vor 12 Monaten gingen sie noch auf die Straße, feierten das Geburtsfest öffentlich und hoffnungsvoll mit christlichen Liedern. Heute heulen die Panzer ihre eigene Weihnachtsmelodie. Ja – wir Christen stehen in diesen Tagen ganz an der Seite Israels! Unsere Identität ist mit dem jüdischen Volk verwoben. Wir wären nicht, wenn Gott dieses Volk nicht erwählt hätte. Gerade an Weihnachten wird unser Blick jedoch auf den gerichtet, der als Erlöser in Bethlehem geboren wurde. Vergessen wir nicht: Jesus wird zuerst in Israel bezeugt (Apg 1,8). Wie aktuell das Prophetenwort des Micha in unsere Zeit hineinspricht, können wir in diesem Heft entdecken. Selbst Weihnachten (Bethlehem) findet hier seinen Platz. Nur kommt Jesus nicht als der „Gernegroß“, sondern zeigt sich schon damals im Heiligen Land als der „Gott Gerneklein“ (Kurt Marti). Man muss ihn (auf-)suchen, dann lässt er sich auch finden. Für mich bleibt dieses Ereignis der Schlüssel für den Nahen Osten, der jedoch politisch nicht ins Schloss passt: Jesus ist es, der Erlöser, der Befreier – der Friedefürst.
Gott macht sich klein für uns,
Matthias Hanßmann
und mit Weihnachten beginnt sein Leiden
für diese geschundene Welt.
Ich bete darum, dass Jesus in die dunkelsten Winkel dieses Krisengebietes hineingeboren wird. Deswegen brauchen die palästinensischen Christen ebenso unser Gebet wie die arabischen Christen im Westjordanland. Vielleicht sind es die messianischen Juden, denen unsere Gebetsunterstützung besonders gelten sollte. Israel nimmt das Messias-Zeugnis mit Sicherheit durch die eigenen Geschwister eher an als durch uns Christen aus aller Welt.
Und wir? Wir lernen einmal mehr, dass Weihnachten mehr ist als ein fröhliches Fest mit besinnlicher Poesie, Krippenspiel und Weihnachtsliedern unterm Christbaum (Das aber bitte auch!). Gott macht sich klein für uns, und mit Weihnachten beginnt sein Leiden für diese geschundene Welt. Machen wir ihm die Türen weit auf.
In diesem Sinne – schöne Weihnachten!
Euer und Ihr
Matthias Hanßmann