Als wir uns kennenlernten, da war das Liebe auf den ersten Blick. Bei uns beiden. Ich traf sie im Jahr 2005 bei einem Besuch im Seniorenpflegezentrum in Wuppertal-Elberfeld. Sie war 97 Jahre alt – Edith Libbert. Wir blieben aneinander kleben. Fünf Jahre lang habe ich die pensionierte Sekretärin immer wieder mit der Kamera besucht, und Frau Libbert hat mir aus einem Jahrhundert Lebenserfahrung erzählt: Tragödien und Komödien, von der ersten Liebe bis zum letzten Abschied. Zwischendurch musste ich immer wieder dran denken, was der große Philosoph der Filmgeschichte Forrest Gump einmal von seiner Mutter gelernt hat: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt.“
Edith Libberts Ehemann kam 1945 mit schweren Kriegsverletzungen nach Hause. Sie hat ihn ein Vierteljahrhundert lang gepflegt Bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1971. Frau Libbert ist also vom Leben nicht gerade verwöhnt worden. Doch sie hat niemals aufgehört, vom Leben noch etwas zu erwarten. Und sie hat es bekommen. Weil sie gesegnet war. Mit der himmlisch-großen Gabe des Humors und der Lebenskunst der Leichtigkeit. „Mein Chef hat mal gesagt: ‚Ich erzähle Ihnen immer so gerne etwas. Sie können sich so furchtbar freuen.‘ Das war immer schon so bei mir. Ich kann mich begeistern für alles Schöne, das auf mich zukommt.“
Wenn ich Frau Libbert in Wuppertal besuchte und mal wieder überraschend in ihrer Tür stand, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Ach, der Herr Buchholz, wie schön! Ich hab‘ grad an Sie gedacht! Das ist jetzt der berühmte Tag mit Goldrand!“ – Wenn Sie diesen inzwischen schon legendären Satz von Frau Libbert noch nicht kannten, dann kennen Sie ihn jetzt. Und die Lektüre dieses Artikels hat sich für Sie bereits gelohnt! Aus meiner späten Freundschaft mit Edith Libbert sind ein Film, ein Buch und ein Bühnenprogramm entstanden. Die Tage mit Goldrand gehen weiter. Mehr darüber erfahren Sie hier: www.tage-mit-goldrand.de
Dieses Erlebnis hat mir „vor Augen gemalt“, wie wichtig die Blickrichtung ist. Auf was schaue ich, wenn Dinge in meinem Leben passieren, die mich aus der Bahn werfen? Schau ich auf das Problem und erstarre? Oder blicke ich zum erfahrensten und besten „Bergführer“ Jesus Christus, der sich in allen Themen bestens auskennt und die perfekte Lösung für mich hat?