Es ist ja nicht zu fassen und eigentlich ein bisschen peinlich, wie sehr ich das alles mag! Die bunten Lichter in den Vorgärten, die weihnachtlich dekorierten Räume, die Lebkuchen, Dominosteine und Marzipankartoffeln, den Weihnachtsmarkt mit seinen Buden und Gerüchen. Und ja, auch die Weihnachtslieder im Radio. Das bringt mich in Stimmung. Alte Erinnerungen werden wach. Ich mag das wirklich.
Gleichzeitig schäme ich mich ein wenig, weil ich ja genau weiß, dass das alles so dermaßen nichts mit dem eigentlichen Weihnachtsgeschehen zu tun hat. Dass hier viel zu viel Kommerz, viel zu viel falsche Stimmungsmache, viel zu viel Luxus und so furchtbar viel zu viel Essen ist. Was hat das denn mit dem Kind in der Krippe zu tun? Wo wird der Ernst der Lage klar, dass Gott Mensch wird, sich erniedrigt, um eine verlorene Welt zu retten? Wo wird deutlich, dass alles an einem Kreuz endete und dass Jesus und seine Jünger eher selten opulente Weihnachtsgänse zu sich nahmen, die vorher unglücklich gemästet wurden?
Ja, da ist ziemlich viel schief und es gibt merkwürdige Bräuche, die sich sogar in total heidnische Zeiten zurückverfolgen lassen. Wobei apropos heidnische Zeiten: da sind wir ja inzwischen fast wieder angelangt, oder? Ist es da nicht einigermaßen verwunderlich und erstaunlich, dass sich in einem so entchristlichten Land wie dem unseren alle Jahre wieder die ganze Nation aufmacht, um Weihnachten zu feiern? Dann wird geschmückt und Engel werden aufgehängt und von Frieden auf Erden geredet. Im Radio laufen Lieder, die ob ihres frommen Textes den ganzen Rest vom Jahr auf der Tabuliste stünden. Aber an Weihnachten geht das. Und immer noch kommen an Heiligabend Menschen mit unterschiedlichsten Einstellungen in den einen oder anderen Gottesdienst und hören dort (hoffentlich) die gute Nachricht.
Ja, das ist natürlich zu wenig, aber ist es nicht immer noch besser als nichts? Und manchmal frage ich mich, ob wir die „Weihnachtschance“ genug nutzen in Gemeinden und Gemeinschaften. Denn für einen kurzen Moment scheinen gar nicht so wenig Menschen zu vergessen, dass sie damit eigentlich gar nichts anfangen können und wollen. Und wer weiß, vielleicht könnte man dem einen oder der anderen hinter der Krippe das Kreuz und hinter dem Kreuz die Liebe des Vaters in Erinnerung rufen …
Die Feier ward zu bunt und heiter,
Jochen Klepper
mit der die Welt dein Fest begeht.
Mach uns doch für die Nacht bereiter,
in der dein Stern am Himmel steht.
Und über deiner Krippe schon
zeig uns dein Kreuz, du Menschensohn.