07/2022

Barrieren im Kopf?

Tipps für inklusive Kinder- und Jugendarbeit aus dem Hoffnungsland Bernhausen

Wenn ich an Inklusion denke, dann denke ich an eine Gesellschaft, in der das „Anderssein“ nicht mehr als Herausforderung gesehen wird. Es werden strukturelle, räumliche und soziale Barrieren so abgebaut, dass niemand mehr Ausgrenzung erfährt und jeder anders sein darf! Inklusion ist in der Gesellschaft ein sehr kontrovers diskutiertes Thema. Dabei bin ich der Ansicht, dass wir über diese Thematik nicht nur leere Worte verlieren sollten, sondern einfach mal ins Tun kommen müssen.

Das erlebe ich gerade bei unserem „Jugendtreff inklusiv“, bereits seit 1,5 Jahren ein Projekt von Hoffnungsland Bernhausen. Hier bringen sich die WG-Bewohner der Api-WG mit ein und mittlerweile ist es für die Jugendlichen mit und ohne Behinderung zu einem „Auftank-Wohlfühl-und Spaß-Ort“ geworden.

Ich möchte Euch kurz mit hineinnehmen in einen typischen Dienstagabend. Wir lieben es alle zu essen. Deshalb hat es sich mittlerweile etabliert, dass wir zu Beginn des Treffs gemeinsam Abendessen und so ein entspanntes Ankommen für jeden Einzelnen ermöglicht wird. Danach ist eigentlich immer Action angesagt. Dabei ist uns wichtig, das zu tun, worauf die Jugendlichen Lust haben – es ist ihr Ort, an dem sie sich beteiligen dürfen. Gemeinsame Aktivitäten sind beispielsweise kreative Angebote, gemeinsame Spieleabende, Andacht und Ausflüge. Es ist so schön zu sehen, dass der Jugendtreff von so viel Freude und Spontanität geprägt ist.

Er kommt sehr gerne zu euch und freut sich immer sehr auf den Tag. Eure Arbeit ist so wertvoll!

Mutter eines Jugendlichen, der den Jugendtreff besucht

Ich möchte Euch ermutigen, Inklusion in Eurem Alltag, aber auch in verschiedenen Projekten der Kinder- und Jugendarbeit zu leben. Hierbei beginnt es immer mit dem Abbau der eigenen „Barrieren im Kopf“. Die eigene Haltung zu hinterfragen und Berührungsängste und Vorurteile abzubauen. Es braucht erstmal nicht besonders viel: ein Perspektivenwechsel und ein „Sich- darauf einlassen“, sind schon große Schritte. Alle weiteren Herausforderungen lassen sich im Tun bewältigen. Man muss nur wollen.

Praxistipps
  • Persönliches Ansprechen von Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung, denn Beziehungsarbeit zu Eltern ist ein wichtiger Bestandteil, um Unsicherheiten abzubauen.
  • Spiele mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden ermöglichen die Teilhabe aller Kinder und Jugendlichen.
  • Jugendliche mit in die Planung des Programmes einbeziehen und aktive Teilhabe ermöglichen.
  • Strukturierter, gleichbleibender Rahmen des Angebotes sorgen für Sicherheit bei den Jugendlichen.
  • Einsatz von unterstützten Kommunikationsmitteln wie Bildkarten oder bei Bedarf einem elektronischem Talker.
  • Kommunikation auf mehreren Vermittlungskanälen: über Sprache, Gesten, Schrift oder Bilder.
  • Auf Einrichtungen und Träger der Behindertenhilfe zugehen und das Gespräch suchen.
  • Kooperationen mit Akteuren der Behindertenhilfe nutzen, um gemeinsame Fortbildungs- und
    Schulungsangebote für Mitarbeitende durchzuführen.

Susanna Hilscher ist Projektmitarbeiterin im Hoffnungsland Bernhausen. In ihrer Bachelorarbeit hat sie das Thema vertieft. Bei Interesse kannst du sie gerne kontaktieren. Sie steht mit Rat und Tat zur Seite.

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