Sommer 1999. Ich bin eine Teilnehmerin einer erlebnispädagogischen Freizeit in den Bergen Österreichs. An diesem Tag steht uns die Querung eines Gletschers bevor. Wir bekommen eine ausführliche Einweisung, ziehen unsere Ausrüstung an und werden aneinander angeseilt. Dadurch sind wir gesichert, falls einer ausrutscht und in eine Gletscherspalte fallen sollte.
Unsere Gruppe setzt sich in Bewegung. Es ist eine tolle Erfahrung, im Gletscher zu wandern. Manche genießen es, andere sind angespannt und etwas ängstlich, denn die meisten von uns machen das zum ersten Mal. Plötzlich rutscht eine Teilnehmerin aus. Da wir alle aneinander angeseilt sind, fällt sie, Gott sei Dank, nicht sehr tief. Alle sind erschrocken und obwohl der Bergführer uns auf diese Situation vorbereitet hat, breitet sich bei einigen Teilnehmern Panik aus. Vor allem die Teilnehmerin, die direkt hinter der jungen Frau geht, erstarrt vollkommen. Sie schaut nur noch auf die Frau unter ihr und ist wie gelähmt. Sie hört nichts von den Anweisungen des Bergführers und ist auch für unsere Rufe völlig taub. Die Situation spitzt sich zu, denn sie muss handeln und mithelfen, die Frau unter ihr hochzuziehen. Aber es passiert nichts. Der Bergführer seilt sich ab und bewegt sich auf die erstarrte Frau zu. Immer wieder spricht er mit ihr, doch sie reagiert weiterhin nicht. Sie schaut nur nach unten zu der Frau. Als er dann bei ihr ankommt, passiert etwas, womit keiner gerechnet hat: er gibt ihr eine Ohrfeige. Und plötzlich „erwacht“ die Frau und schaut den Bergführer direkt an. Jetzt hört und versteht sie auch, was er ihr sagt, und ist nun fähig, den Anweisungen zu folgen. Die Abgestürzte wird hochgezogen und wir gehen alle weiter, bis wir den Gletscher überquert haben. Am Ziel angekommen „klärt“ uns der Bergführer auf. Es ist nicht selten, dass Bergführer zu solchen Maßnahmen greifen müssen, damit von Panik gelähmte Menschen „erwachen“, aus der Schockstarre herauskommen und handlungsfähig werden.
Dieses Erlebnis hat mir „vor Augen gemalt“, wie wichtig die Blickrichtung ist. Auf was schaue ich, wenn Dinge in meinem Leben passieren, die mich aus der Bahn werfen? Schau ich auf das Problem und erstarre? Oder blicke ich zum erfahrensten und besten „Bergführer“ Jesus Christus, der sich in allen Themen bestens auskennt und die perfekte Lösung für mich hat?