12/2024-01/2025

Wüstenrufer (Matthäus 3,1-12)

Texterklärung

Die zentrale Botschaft Johannes des Täufers ist: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Er kündigt das Kommen Jesu als Messias an und ruft dazu auf, sich
auf seine Ankunft vorzubereiten. Er warnt seine jüdischen Volksgenossen davor, sich in falsche Sicherheit zu wägen, weil sie gebürtig zum Gottesvolk gehören. Der Vorwurf der Schlangenbrut steht dem Selbstverständnis der Kinder Abrahams gegenüber und fordert zum Glauben und Gehorsam
gegenüber Gott und seinen Geboten auf.

Die Stimme in der Wüste

Immer wieder ist in der Bibel die Wüste der Ort des Rufes Gottes an die Menschen zur Vorbereitung und Zubereitung für die Begegnung mit ihm. So, wie Gott Mose in der Wüste begegnet ist und ihn in den Dienst genommen hat, und so, wie sich Gott in der Wüste am Sinai dem jüdischen Volk offenbart und ihnen seine Gebote (Worte zum Leben) gegeben hat, so ist nun Johannes der Täufer der Ruf Gottes in der Wüste. Johannes ruft das Volk zur Buße und damit zur Umkehr und Neuausrichtung auf. Der eingeschlagene Weg soll verlassen und ein neuer eingeschlagen werden. Das Ziel ist die Neuausrichtung auf Gott und der Wandel in seinen Geboten (Wege zum Leben). Diese Umkehr betrifft den ganzen Menschen mit Herz, Seele, Kraft und Denken (Lk 10,27). Johannes der Täufer spricht sehr deutlich vom Gericht Gottes, dass er auf die Menschen in seiner Zeit zukommen sieht. Dieses Gericht Gottes wird aber anders vollzogen als erwartet. Denn es wird in Kreuz und Auferstehung Jesu Christi vollzogen und vollendet. Da selbst die Umkehr des Menschen zu Gott ein Geschenk Gottes ist, bleibt uns nur zu beten: „Bekehre du mich, so will ich mich bekehren; denn du, Herr, bist mein Gott!“ (Jer 31,18).

Wegweiser auf Jesus hin

Johannes der Täufer ist als Wüstenrufer auch Wegweiser auf Jesus als den Messias/Christus. Denn in und durch Jesus kommt das Himmelreich bzw. Reich Gottes in diese Welt und zu uns. Gewissermaßen ist Jesus Christus selbst das Reich Gottes. Dort, wo Jesus unter den Menschen ist, da ist das Reich Gottes mitten unter ihnen. Da, wo Jesus Christus in einem Menschen lebt, ist das Reich Gottes in diesem Menschen. Da, wo Menschen jesusförmig leben, als von ihm geprägte und geformte Leute, auf die Art und Weise leben, wie es ihm entspricht, da wird das Reich Gottes sichtbar.

Des Weiteren weist Johannes auf Jesus Christus als den hin, der mit Feuer und dem Heiligen Geist tauft. Dadurch kommt zum Ausdruck, dass Jesus den Menschen umfassend reinigt, läutert, verändert und neumacht. Durch den Heiligen Geist wird Gott und damit Jesus Christus selbst in diesen Menschen leben und ihnen einen neuen Geist und ein neues Herz schenken (Hes 36,26+27). Er wirkt die geforderte Umkehr und den Glauben, die der Mensch selbst nicht tun kann. Das beschriebene Geschehen wird im Isenheimer Altar von Matthias Grünewald in künstlerischer Form wundervoll dargestellt, da hier Johannes mit einem überproportionalen Zeigefinger auf den gekreuzigten Jesus hinweist.

Wüstenrufer und Wegweiser sein

Wir selbst sind zum einen dazu herausgefordert, zu Gott, dem Vater, und Jesus Christus umzukehren und uns von ihm mit seinem Geist und mit Feuer taufen zu lassen. Zum anderen dürfen auch wir Wüstenrufer und Wegweiser werden. Wir brauchen uns dazu nicht mit der Obstkiste auf den Marktplatz stellen und rumschreien, aber wir dürfen nach (kreativen) Mitteln und Wegen suchen, wie wir eine Stimme in der Wüste und ein Wegweiser auf Jesus sein können. Dabei geht es nicht darum, den Menschen irgendetwas vorzuhalten und als moralisch überlegen aufzutreten, sondern darum, konstruktiv Kritik zu üben und ihnen Gottes Perspektive als Alternative und Gegenentwurf aufzuzeigen und vorzuleben. Ich weiß von Leuten, die im Kleinen und Großen Wüstenrufer und Wüstenruferinnen werden. Manche arbeiten online mit Blogs und Sozialen Medien, andere mit liebevollen und kunstvollen Bildern und Skulpturen in Vorgärten und wieder andere bieten Abenteuerfreizeiten mit Impulsen und
Andachten an.

Praxishilfen
  1. Wo in unserem Leben sind wir zur Umkehr aufgerufen und benötigen Vergebung und einen Neuanfang?
  2. Welche Veränderung haben wir erfahren, als wir mit Feuer und dem Heiligen Geist getauft wurden
  3. Welche Veränderung benötigen wir gegenwärtig?
  4. Wo durften wir Wüstenrufern und Wegweiser sein? Wie können wir es gegenwärtig sein?

Ein Bild vom Isenheimer Altar kann zur Veranschaulichung herangezogen werden.

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