12/2024-01/2025

Seht, die neue Zeit ist da! (Lukas 2,1-21)

Texterklärung

Anders als im Matthäusevangelium erleben wir die Geburtsgeschichte Jesu im Lukasevangelium eher aus der Perspektive der Maria. Das Geburtsereignis selbst wird so ausführlich erzählt. Windeln, Krippe und überfüllte Herbergen kommen nur hier vor. Im Matthäusevangelium erfahren wir, wie die Welt nach Betlehem kommt (die Weisen). In Lukas 2 spüren wir etwas davon, wie Gott mitten in der Alltagswelt ankommt. Die Hirten sind die ersten Menschen, die unmittelbar mit dem Wunder der Menschwerdung Gottes konfrontiert werden. Das Ereignis erfüllt einerseits die himmlische Welt mit Lobpreis. Auf der anderen Seite erdet sich das Kommen Christi, indem sich mit der Ankunft Jesu der Frieden Gottes auf alle Völker legt.


Die neue Zeitrechnung (Vers 1-7)

Von Kaiser Augustus (sein eigentlicher Name war „Octavian“) wird in einem historischen Schriftstück dessen Geburt als Tag einer neuen Zeitrechnung beschrieben: „… da also die Welt den Anfang der ihm geltenden Freudenbotschaften der Geburtstag des Kaisers bildet …, dass von dessen Geburtstag die Zeit des Lebens beginne“. Wie treffend hatte der damalige römische Seher Vergil das Ereignis vorausgesehen. Nur in der Person hatte er sich absolut getäuscht. Die Zeitenwende geschieht durch Jesus Christus. Er ist der Heiland der Welt. Seine Geburt verankert sich in der herrschaftlichen römischen Kalendergeschichte (mit einer für damalige Zeiten herausragenden Verwaltungsunternehmung der Volkszählung) und findet doch in „Brothausen“ (Betlehem), in der verheißenen Königsstadt Davids, statt. Alles, was Gott tut, geschieht real in Zeit und Raum. Die Geburt
Christi ist keine Weihnachtsparabel, sondern die Geburtsstunde der irdischen Zeitenwende.

Keine Zeit zur Abrechnung

Der Himmel öffnet sich. Engel werden sichtbar und Hirten fürchten sich zu Tode. Aber es gibt keinen Grund zur Angst. Die Botschaft lautet: Freude statt Angst, Rettung statt Abrechnung. Die Begründung scheint jedem aufgeklärten Menschen ein Irrsinn zu sein: Ein neugeborenes Kind in einem Stall soll die Wende bringen? Ja, jedes Volk bekommt Zugang zu dieser Freude (V. 10). Gott findet keinen Platz in dieser Welt. Und so werden Krippe und Kreuz zum Hotspot himmlischer Freude. Holz statt Stein, Dornen statt Krone, Stroh statt Kopfkissen. Gott dient, statt sich dienen zu lassen. Gott ist gerne ein „Gott gerneklein“ (Kurt Marti) und macht umgekehrt die Kleinen (Hirten) groß.

Kann man den eigenen Augen trauen?

Wer solch ein Engelerlebnis hatte, der sollte doch glauben können. Nicht so die Hirten. „Lasst uns sehen, was uns erzählt wurde!“ Für uns: Glaube aus erster Hand. Suche Jesus auf. Ein Vorbild für heute: Kann ich noch glauben, was ich an Bildern, Filmclips und Nachrichten im Internet sehe? Glaube darf auf den Prüfstand gebracht werden. Der Weg nach Bethlehem ist oft nicht weit. Gott legt sich für uns in die Wiege. Wir dürfen zu ihm, ihn aufsuchen, ihn prüfen, ihn hinterfragen … und dann: ihn loben und preisen (V. 20). Keine Sorge und kein Warten auf den Engel vom Himmel, denn: Das Wort Gottes bewahrheitet sich.

Kann man da noch schweigen?

Die Hirten erzählen überall von dem Wunder Gottes. Und wen wundert‘s, dass sich die Leute alle wundern? Wer kann schon glauben, dass ein Mensch in der Krippe und der Gekreuzigte am Holz der Retter der Welt sein soll? Wer kann schon glauben, dass das leere Grab nicht das Überbleibsel von Grabräubern, sondern der Beleg der Auferstehung Jesu ist? Wer geht deswegen schon auf die Knie und betet Gott dafür an? Die Hirten tun es. Die, welche ihren eigenen Augen und Ohren nicht trauten und sich selbst auf den Weg gemacht haben, um Jesus zu begegnen. Es ist so einfach, und doch so
schwer. Wenn ich doch ein Hirte wär!

Praxishilfen

Wer dichtet gerne zu Weihnachten? Bitte schickt uns eure Texte, z. B. so:

Weihnachten
kleingemacht in dunkler nacht
kälteweisend kauern sie zur schafeswacht.
draußen auf dem felde, wo keiner lacht
friedlich, einsam, lebend – auf wiesenpacht.

sterngewandt sind auf dem wege
große köpfe und kollege.
reichtum im gepäck, (ohne belege)
als geschenke und zur pflege

kleingemacht in stiller nacht,
reich zum geben, geboren ohne macht,
draußen in der ferne, wo keiner lacht.
angebetet wird das kleine, bescheiden in
aller pracht.

Matthias Hanßmann

Beitrag teilen: