12/2024-01/2025

Gott geht neue Wege (Jeremia 31,31-34)

Texterklärung

Einem vertriebenen und leidenden jüdischen Volk wird eine revolutionäre Zukunftshoffnung verkündet: Gott wird einen neuen Bund schließen! Er findet sich nicht damit ab, dass sein Volk sich immer wieder von ihm abwendet. Er schafft einen neuen, tragfähigen Weg der Gemeinschaft mit seinen Menschen. Dass dieser Weg dann nicht nur fürs Volk Israel, sondern für Menschen aus aller Welt in Jesus den Zugang zum „Neuen Bund“ eröffnet, macht den Text für uns besonders spannend.

Versprochen: Es kommt eine neue Zeit! (Vers 31)

„Siehe“, „Augen auf“ – wenn Gott so spricht, muss man gut zuhören. Das jüdische Volk wird hellwach, wenn der Prophet Jeremia vom Bund Gottes spricht, denn dieser Bund begründet seine Identität. Dass der Bund gebrochen wurde, haben viele als Grund der schrecklichen aktuellen Lage erkannt. Nun spricht Gott von einem neuen Bund. Keiner weiß so recht, was damit gemeint ist. Aber wenn Gott eine neue Zeit verspricht, dann entsteht mitten im Leiden neue Hoffnung


Versagt: der gebrochene Bund (Vers 32)

Gott benennt die Schuld seines Volkes klar: „Sie haben den Bund gebrochen …“ Viele aus dem gebeutelten Rest der jüdischen Bevölkerung werden dazu betreten mit dem Kopf genickt haben. Über Jahrhunderte hatten sie jedes Jahr gefeiert und sich darüber definiert, dass Gott sie aus der Gefangenschaft in Ägypten herausgeführt und am Sinai den Bund mit ihnen geschlossen hatte. Und nun spricht Gott von diesem wertvollen Bund in der Vergangenheitsform. Was für ein Schmerz und was
für eine ernüchternde Wahrheit.

Verinnerlicht: Gottes Gebote (V. 33)

Was Gott hier über den Neuen Bund sagt, soll auch heute unsere Gottesbeziehung prägen: Gottes Gebote sind keine externen Forderungen, die uns von außen in ein Korsett zwängen sollen. Nein, jetzt legt Gott durch den Heiligen Geist sein Gesetz ins Herz seiner Menschen und prägt uns so von innen. Ungeheuer stark ist die Realität dieses Lebens im Heiligen Geist. Paulus drückt das so aus (Gal 2,20): „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Der Heilige Geist, der „Christus in uns“, gibt uns die Kraft, nach Gottes Maßstäben zu leben und stellt die Gemeinschaft des Heiligen Gottes mit seinem Volk wieder her.

Vereint: Alle erkennen Gott (V. 34)

Bisher waren geistliche Fachleute, also Priester, Schriftgelehrte und Propheten dafür zuständig, das Volk über Gottes Willen zu belehren. Im neuen Bund soll jeder Gott erkennen können. Das bedeutet nicht, dass es keine Lehre(r) mehr geben darf. Aber nun schenkt der Heilige Geist allen Gotteserkenntnis – nicht nur im Kopf, sondern mit der ganzen Existenz. So herrscht im Volk Gottes Augenhöhe im gegenseitigen Geben und Nehmen. Der Vers erinnert an das Pauluswort aus 1. Korinther 14,26: „Wie ist es nun, Brüder und Schwestern? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Lasst es alles geschehen zur Erbauung.“ Jeder hat etwas einzubringen, und alle fügen sich in den Leib Christi ein. Luthers Priestertum aller Gläubigen und letztlich auch die pietistische Praxis, dass Laien das Wort Gottes auslegen, setzen diese Verheißung praktisch um.

Vergeben: Gott macht Schluss mit der Schuld (V. 34)

Zum Ende hin kommt ein finaler Pauken- und Befreiungsschlag: Gott will vergeben und er wird die Schuld seines Volkes sogar aus seinem Gedächtnis verbannen. Gott kehrt den gebrochenen Bund nicht einfach unter den Teppich. Man muss die alten Trümmer wegräumen, bevor man Neues baut. Deshalb hat dieses Versprechen der Vergebung einen so hohen Preis: Jesus gibt sein Leben. Denn bevor Gott die Schuld vergisst, muss sie ans Kreuz getragen werden. Dort wurde sie gesühnt, ein für alle Mal, und nur deshalb ist Vergebung und Neuanfang möglich – bis heute.

Praxishilfen
  1. Versprochen: Wo ruft mich Gott auf einen neuen Weg? Wo brauche ich neue Hoffnung
  2. Versagt: Wo gilt es, ganz nüchtern zu meiner / unserer Schuld zu stehen – auch als Deutsche
  3. Verinnerlicht: Was bedeutet es für unseren Alltag, dass Jesus im Heiligen Geist in uns lebt?
  4. Vereint: Forsche ich selbst in Gottes Wort oder orientiere ich mich nur an anderen? Was trage ich bei?
  5. Vergeben: Wo ist bei mir Vergebung und Versöhnung nötig? Staune ich über die Vergebung, die Gott schenkt, oder ist sie für mich normal geworden?
Ein Lied, das uns die Größe der Gnade Gottes ins Herz singt.

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