12/2024-01/2025

Gott legt sich fest (Jeremia 31,1-3; 18-24)

Texterklärung

Gott legt sich schriftlich fest und will, dass die Verheißung an sein Volk schwarz auf weiß nachzulesen ist. So könnte die Überschrift über diesem Kapitel lauten. Was Gott hier verheißt, ist nicht grundsätzlich neu. Neu ist im historischen Kontext, dass Jeremia den Befehl erhält: „Schreib dir alle Worte, die ich zu dir geredet habe, in ein Buch.“ Wie wichtig Gott diese Verschriftlichung seines Wortes ist, wird in Kapitel 36 eindrucksvoll bestätigt. Verbal und körperlich hat Jeremia durch falsche Propheten immer wieder sehr viel Widerstand und Anfeindung erlebt. Selbst auf seinen Brief an die Exulanten in Babel, in
Jerusalem geschrieben, hat er in einem Gegenbrief aus Babel nach Jerusalem heftigen Gegenwind bekommen (Kap. 29).

Alles andere als wischi-waschi (Vers 1-3)

Wie sehr oft, so auch hier: Dass Gott mit Jeremia spricht, ist kein emotional-religiöses Hören des Propheten in seinem Innersten, sondern ein reales und wirkmächtiges Geschehen Gottes, dem man nicht ausweichen kann, dem man allerdings – was Jeremia nicht tut – den Gehorsam verweigern kann (V. 1). Auch hier proklamiert sich Gott selbst als Gott Israels, nicht nur von Juda, sondern als Gott von Gesamt-Israel. In Gott bleibt die Einheit des auserwählten Volkes, das krank, ungehorsam, zerstreut und von der göttlichen Strafe gezeichnet ist, bestehen (V. 2).

Die feierliche Beauftragung Jeremias durch Gott zur protokollarischen Aufzeichnung seines Wortes hat großes Gewicht. Gott begründet (V. 3) seinen Befehl mit einer glasklaren Ankündigung: Er wird sein Volk – zweifelsfrei aus Babel zurückführen. Bei allem Wirrwarr an Verkündigung, sowohl in Jerusalem als auch unter den Exulanten in Babel, will Gott als Herr der Geschichte und als Hirte seines Volkes klarmachen, dass er der Erlöser, Befreier und Heimbringer aus der Gefangenschaft in Babel ist. Niemand soll etwas anders behaupten können, auch nicht im Nachhinein. Man beachte in Vers 3 das aktive „Ich“ Gottes!

Konkreter geht’s nicht (Vers 18-22)

Sicheres Wohnen für alle in jedweder „Behausung“ (Zelt, Wohnung, Stadt; arm und reich); alles kommt
wieder an seinen angestammten Ort, auch der Königspalast; äußere, politische Ordnung, innerer Friede und Geborgenheit kehren in der Stadt Gottes ein. Gott wird gelobt, fröhliches Singen ist zu hören, munteres Treiben, Heiterkeit, „Frühlingserwachen“. Der Herr stärkt seine Gemeinde innerlich und äußerlich und gibt ihr Ausstrahlung. Er legt für sie ein verlässliches Fundament und schützt sie vor ihren Bedrängern.

In Vers 21 und 22 überrascht eine Messiasverheißung besonderer Art: Ein menschlicher Regent wird angekündigt, der sich dem heiligen Gott nahen darf, der sein Leben in Gottes Gegenwart „aufs Spiel setzen“ und so als Priester-König sein Volk retten wird. Auch wenn die religiösen Führer des Volkes ca. 600 Jahre später Jesus abgelehnt haben, wird er hier doch als „ihr“ Fürst (Machthaber) und als „ihr“ Herrscher (Regent) bezeichnet. Jesus ist tatsächlich als einer aus ihrer Mitte gekommen, aus dem Stamm Juda. Und wenn man bedenkt, dass die Verheißung nicht nur für das Südreich Juda, sondern auch für das Nordreich Israel gilt, wird es noch exakter, weil Jesus im Galiläa der Heiden (ursprüngliches Gebiet des Nordreiches) sein Wirken begonnen hat. Als der verheißene Davidide ist er allein berechtigt, sein Leben zu wagen und sich dem heiligen Gott zu nahen. In Jesus erfüllt Gott selbst diese Verheißung, indem er selbst Mensch wird. Die Erlösung wird durch die Aussage in Vers 22 also komplett stimmig: echte und tiefe Gemeinschaft zwischen Gott und seinem Volk.

Klare Verhältnisse (Vers 23+24)

In unserer von der Sünde gezeichneten Welt haben die Wahrheit und das Heil Gottes eine Konsequenz „nach außen“. Es ist nicht – wie so oft behauptet – die andere, böse und dunkle Seite Gottes, wenn er Gericht hält, sondern es ist die logische Folge für die Gottlosigkeit des Menschen. Das Gericht Gottes über seine und unsere Feinde ist gleichzeitig ein Signal des Friedens „nach innen“ und die Gewissheit, dass Gottes Gerechtigkeit siegt und nicht wir Menschen Gericht halten müssen.

Praxishilfen
  1. Die Verse 18-24 sind eine Adventsverheißung besonderer Art, die hier bei Jeremia ein wenig „versteckt“ ist.
  2. Die Bedeutung für uns als Gemeinde kann sehr gut mit dem Adventslied von Paul Gerhardt „Wie soll ich dich empfangen“ (EG 11) „erarbeitet“ werden: Strophen 3-10 des Liedes als Anwendung von Jer 30,18-24 auf uns – Strophen 1+2 des Liedes als unsere Antwort.
  3. Es kann durchaus auch gefragt werden: Wo findet die Verheißung aus Jeremia 30 ihren Widerhall in der ersten Gemeinde in Jerusalem (Apg 2ff.) bzw. auch bei uns?

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