10-11/2024

Gott hat uns nicht vergessen (Jeremia 29,1-14)

Texterklärung

Verse 1-3: König Nebukadnezar, der König von Babylon, hatte im Jahr 597 v. Chr. Jerusalem erobert und die führenden Kräfte des Volkes Israel nach Babel deportiert (vgl. 2Kö 24, 8ff.). Gott beauftragt den Propheten Jeremia, einen tröstenden Brief an die Weggeführten zu schreiben, um seinen Plan im Blick auf die Zukunft bekannt zu geben und seine bleibende Zuneigung zum Ausdruck zu bringen. Diese frohe Botschaft („Evangelium“) gibt einen Einblick in den großen Heilsplan und in das Herz der Liebe und Treue Gottes.

Suchet der Stadt Bestes! (V. 4-7)

Gott antwortet anders als erwartet: Er fordert sein Volk auf, die neue Lebenssituation als von ihm geschenkt anzunehmen und das Leben in der Fremde als dauerhaft anzusehen. Sie sollen heimisch werden, Wohnung, Landwirtschaft und Familie im Blick haben. Sie sollen erleben, dass Gott sie segnet. Er will auch dort bei ihnen sein, sie versorgen, sie innerlich und äußerlich wachsen lassen. Gott will, dass es ihnen gut geht. Es gilt: Segen empfangen und weitergeben (1Mo 12,1ff.), „der Stadt Bestes suchen“.

Luther übersetzt: „Suchet der Stadt Bestes!“ Hier steht im Hebr. „Shalom“: „Sucht das, was der Stadt und seinen Menschen zum Frieden, zum Wohlergehen, zum Heil dient, dann wird es euch auch wohl ergehen, dann werdet auch ihr Shalom finden.“ Sie sollen ein Segen für die Stadt, für ihr Umfeld sein, indem sie Verantwortung übernehmen und für sie beten und sich am Leben beteiligen. Dieser Segen – Shalom, Frieden, Heil – besteht letztlich auch darin, dass man mit Gott versöhnt ist. Deswegen ist das Gebet so wichtig. Gott allein kann es schenken, dass andere in ihm Heil finden und ihr Leben nach ihm ausrichten. in Kennzeichen der Kinder Gottes ist das bis heute: Wir sollen „unser Licht leuchten lassen“, dass andere in und durch uns Jesus erkennen. Wir sollen andere segnen, sogar für die Feinde beten und ihnen Gutes tun (vgl. Mt 5,43ff., Röm 12,12ff., 1Tim 2,1-2).

Haltet euch an mein Wort! (V. 8-10)

Sie sollen sich nicht auf falsche Propheten einlassen und nicht auf falsche Stimmen hören, gerade in Situationen des Zweifels, der Unklarheit und der Hoffnungslosigkeit. Immer wieder betont Jeremia (V.4.8.10): „So spricht der Herr Zebaoth“. Ihm gilt es zu „gehorchen“, auf ihn zu hören. Gott verheißt, dass die Leidenszeit in der Fremde ein Ende hat, wenn auch nicht sofort, sondern erst nach siebzig Jahren (V.10). Er will sein Volk „aufsuchen“ und sein Wort erfüllen. Gott hält sein Wort, sein Versprechen. Seine Gedanken sind Gedanken des Friedens und nicht des Leides, er möchte uns Zukunft und Hoffnung geben (V. 11). Er malt ihnen eine neue Zukunft vor Augen: Er wird sein Volk nach Hause bringen! Auch für uns gilt es, geduldig auszuharren, ihm, seinem Wort und seinem Heilsplan zu vertrauen.

Suchet mich! (V. 12-14)

Immer wieder lädt Gott ein, ruft er sein Volk, ruft er uns, ihm zu vertrauen. Gott wünscht sich nichts mehr, als dass wir ihn anrufen, bitten, suchen. Auch wenn es den Tempel nicht mehr gibt, ist Gott trotzdem da und schenkt seine Gegenwart: Ich will mich von euch finden lassen, ich will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln (V. 14)!

Was für eine gewaltige Zusage, was für ein Wunder und Geschenk damals und heute, das Gott uns hier anbietet. In Jesus hat er sich uns offenbart. In Jesus dürfen wir erkennen, wer Gott ist: unser Vater. In Jesus lässt sich Gott finden! In Jesus will er uns befreien. In Jesus will er uns nach Hause bringen (vgl. Joh 14). Von ganzem Herzen, mit allem, was wir sind, gilt es den zu suchen, der unser Bestes will. Er hat Erbarmen, er ist gnädig und von großer Güte! Haben wir ihn, haben wir Jesus schon gefunden? Noch ist Zeit, ihn zu suchen: Er lässt sich finden.

Fragen zum Gespräch
  1. Wo ist es für mich dran, Jesus neu zu suchen, weil mein Herz ihm nicht mehr ganz gehört? Was macht es mit mir, wenn Gott verspricht, dass er sich finden lässt, wenn ich ihn von ganzem Herzen suche?
  2. Manchmal haben wir Lösungsideen für ausweglose Situationen, die meist zu kurz greifen. In welcher Situation gilt es für mich, Gott und seinem Wort mehr zu gehorchen, der viel weitreichendere Pläne und den Gesamtüberblick hat und sich Frieden und Heil für mich und mein Umfeld wünscht? Wo ist es dran, neu mit der Hoffnung auf die Ewigkeit zu leben, als sich im Diesseits zu verlieren?
  3. Wo gilt es für mich (für uns als Gemeinde), mich nicht zurückzuziehen (Weltflucht), sondern für die Menschen ein Segen zu sein, für sie zu beten und ihnen „Jesus“ vorzuleben? Ein Sprichwort aus Afrika meint: „Wo Gott dich hingesät hat, da sollst du blühen!“
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