Texterklärung
In den Kapiteln 17ff. werden wir mit ins Gericht hineingenommen. In gewaltigen Bildern, die für uns nicht immer eindeutig zu deuten sind, wird uns die Macht Satans und seiner Verbündeten gezeigt und zugleich wird uns der Horizont geöffnet, dass am Ende die Macht der Finsternis von Jesus einfach hinweggefegt wird. Der Seher ist beauftragt, uns alle sehen zu lassen: Jesus ist am Ende Sieger! Das gilt es in allen Fragen der Deutung der Textgeheimnisse und Fragen im Blick zu behalten. Schauen wir einmal die Bilder an, die uns da gemalt werden.
Es geht ins Gericht
Ein Engel führt und erklärt uns das nächste Bild. Vers 1 ist wie eine Überschrift: Hier richtet Gott die Hure! Lass dich nicht von ihrer Macht täuschen, sie ist gerichtet und wird fallen! Die Hure, reitend auf dem Tier, sitzt an vielen Wassern und nicht nur im Zweistromland. Die vielen Wasser meinen die Völker der Erde (V. 15). Sie alle haben die Beziehung zum lebendigen Gott abgebrochen, haben „Ehebruch“ begangen und sind ihrem Gott untreu geworden. Alle, vor allem aber die Mächtigen auf Erden, ließen sich von der äußerlich schönen Gestalt und ihrem goldenen Becher verführen. Danach lässt der Engel Johannes etwas sehen: Er ist plötzlich in der Wüste, dem Ort der Prüfung, aber auch der Ort, wo Satan schon einmal von Jesus überwunden wurde. Dort in der Wüste ereilt Hure und Tier das Gericht!
Wer ist die Hure Babylon?
Die Auslegungen sind vielfältig und es fällt schwer, sich festzulegen. Für die einen ist sie eine mächtige, die Welt beherrschende Stadt, Gegenstück zum himmlischen Jerusalem, gern gesehen als Rom auf den 7 Hügeln oder New York und Schanghai als Handelszentren. Andere sehen in ihr die abgefallene, untreu gewordene Kirche, wieder andere die gottlose und religiös vermischte Kultur. In jedem Fall steht die Hure Babylon vom Alten Testament her typologisch für die Untreue zu Gott und für den Zeitgeist und seine Kräfte, die alle verführen und verlocken.
In der Moderne wird es vielleicht sichtbar in dem Geist der Vereinheitlichung durch die digitale Welt, den Hyperkonzernen in der Wirtschaft (alle Innenstädte weltweit werden sich immer ähnlicher), und durch die Abhängigkeiten von Handelsketten, Marken und Banken. Aber auch in der religiösen Vermischung von Esoterik, Islam und Christentum kann man die Hure Babylon abgebildet sehen.
Die Hure reitet auf dem Tier aus dem Abgrund, das für Gottlosigkeit, den Antichristen, den Satan und seinen Mächten steht. Was für ein schreckliches Bündnis der Finsternis, das sich gegen die Jünger Jesu stellt. Regelrecht in ihrem Blut schwelgt die Hure und denkt, sie habe die Macht über dies mächtige Tier (die Hörner stehen für Macht und für unterstützende Könige).
Das Tier aus dem Abgrund
Aber sie irrt sich, sie wird vom Tier aus dem Abgrund gefressen und dies übernimmt alle Macht. Die Kräfte des Bösen vernichten sich gegenseitig, um danach noch mächtiger zu erscheinen. Viele sehen darin den gottlosen Welteinheitsstaat mit dem Antichristen als Machthaber an der Spitze.
Jesus ist Sieger
Mit nur einem Vers (V. 14) wird die ganze falsche Herrlichkeit von Tier und Hure, von Schmuck, Reichtum und falscher Machtentfaltung vom Tisch gefegt: Das Lamm und die Seinen, die Glaubenden werden es besiegen! Gemeinde Jesu, fürchte dich nicht! Satan und die Seinen sind gerichtet, Jesus ist Sieger. Er ist der König aller Könige, der Herr der Herren. Der gekreuzigte und auferstandene Jesus ist mächtiger als alles. Behalte das im Blick, auch wenn du vielleicht eine kleine Zeit leidest und Schweres durchmachen musst wie dein Herr.
Das letzte Wort hat Jesus, das Lamm Gottes. Und lasst euch nicht verführen, bleibt bei Jesu, bleibt auf dem Weg des Lammes. Dem Lamme nach, so sagten die Väter. Das bedeutet, wir verzichten auf den Weg der Macht, um Gottes Reich durchzusetzen. Wir betrachten kritisch die Vereinheitlichungstendenzen in der modernen Welt. Wir werden als Gemeinde Jesu die Geschichte nicht aufhalten. Wir sollen aber ein waches Auge für sie haben und auf den Ruf Jesu hören: „Wenn aber dies alles geschieht, so erhebet eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht“ (Lk 21,28).
Fragen zum Gespräch
- Wo sind wir untreu und brauchen die Vergebung Jesu?
- Wo können wir den Zeitgeist der Hure Babylon erkennen?
- Sollen wir uns eigentlich den Entwicklungen des Zeitgeistes entgegenstellen? Können wir den Antichrist aufhalten? Sollen wir das tun?
- Warum rechnen so viele Christen so wenig mit der Wiederkunft Jesu?