Texterklärung
In der Offenbarung und auch in unserem Textabschnitt wird sehr eindrucksvoll erkennbar, dass alle wichtigen Entscheidungen über unsere Welt im Himmel getroffen werden und nicht auf der Erde. In Offenbarung 15,1-4 sehen wir, dass Gott mit seinem Handeln zum Ziel kommt. Einmal werden alle Völker kommen und vor Gott anbeten. Es wird deutlich werden, dass Gott im Himmel wunderbar regiert. Sein Regieren durch Gerichte umfasst nun zum Abschluss, zum großen Finale, drei wichtige Aspekte:
Gott regiert in Gerechtigkeit und Heiligkeit (15,5-8)
Unser Abschnitt beginnt mit einer fast majestätischen Beschreibung. Der Tempel im Himmel öffnet sich. Johannes sieht sieben Engel herauskommen. Die Beschreibung der Engel zeigt uns etwas von der Heiligkeit im Himmel. Sie waren in reines, strahlendes und weißes Leinen gekleidet und trugen ein breites goldenes Band um die Brust. Sie bekommen goldene Schalen.
Diese Beschreibungen machen deutlich, wie es im Himmel wohl sein wird. Da ist nichts Dunkles. Da ist keine Sünde. Da herrscht vollkommene Reinheit. Gott ist heilig und gerecht. Er ist kein egoistischer Alleinherrscher, der irgendwelche Kurzschlussentscheidungen trifft. Nein, bei Gott ist alles von Ewigkeit her in seinem Ratschluss bedacht. Das bedeutet auch für uns: Er hat alles im Blick, meine Zukunft, meine Vergangenheit und auch meine Gegenwart. Er wird keine unüberlegten und falschen Handlungen durchführen. Im Himmel wird nach Heiligkeit und Gerechtigkeit regiert. Auch wenn wir nicht alle Pläne Gottes im Himmel durchschauen und begreifen können, so dürfen wir doch auch aus diesen Zeilen heraus erkennen, dass Gott ein Ziel und einen Sinn verfolgt. Darauf dürfen wir uns verlassen.
Gott handelt mit Schalen seines Zornes (16,1+7)
Vielleicht denken wir, dass dies doch nicht zusammenpasst: Gerechtigkeit, Heiligkeit und Zorn. Jedoch sollten wir beachten: Gottes Zorn ist kein menschlicher Zorn. Bei Gott sprechen wir von einem heiligen Zorn, der frei ist von Sünde. Der menschliche Zorn führt zur Sünde hin (Jak 1,20). So jedoch nicht der Zorn Gottes. Augustin hat es einmal so beschrieben: „Gott ist gnädig in seinem Zorne. Er zürnt nur, um zu erschüttern und übt Gnade, um zu heilen.“ Gott will mit seinen Zornschalen-Gerichten die Menschheit zur Umkehr einladen.
In diesem Handeln Gottes steckt auch seine Gnade. Gottes Zorn und Gottes Barmherzigkeit sind untrennbar. Professor Dr. Thomas Schirrmacher schreibt: „Gott ist aus Liebe zornig, und er ist aus Heiligkeit barmherzig.“ Der Zorn Gottes ist sein heiliger Unwille über die Sünde. Die Menschheit muss erfahren, was es bedeutet, den lebendigen Gott zu verlassen. Dazu gehört auch, dass Gott den Engeln die Macht gibt, sieben Plagen auf die Erde zu bringen. Dabei geht es Gott, dem Herrn der Welt, nicht einfach nur um Zerstörung. Er will die Schöpfung nicht zerstören, sondern erlösen.
Gott erlöst, aber er zwingt nicht (16,2-21)
Zur Erlösung Gottes gehören auch die Zornschalen-Gerichte. Alles, was sich gegen Christus richtet, wird entlarvt und muss weichen. Es wird in der Beschreibung der einzelnen Gerichte aber keine Zeitangabe oder Dauer mitgeteilt, sondern es soll nur deutlich werden, dass Gott mit der Erlösung ernst macht. In den einzelnen Gerichtshandlungen kann man Folgendes erkennen: Die erste Schale entlarvt die falsche Gottesverehrung. Die zweite Schale will jede dämonische Macht in der Schöpfung verurteilen. Die dritte Schale macht deutlich, dass das vergossene Blut der Propheten auf diejenigen zurückfällt, die solches getan haben. Die vierte Schale will die Menschen zur Umkehr einladen. Auch in der fünften Schale bietet Gott die Umkehr an. Obwohl alles Antichristliche an Macht verliert, geben die Menschen Gott nicht die Ehre. Die sechste Schale führt dazu, dass sich die Abneigung gegen Gott weiter verstärkt und es letztlich zu einem Kampf kommt. Durch die siebte Schale werden die Dämonen von Gott entmachtet, was zu weiteren Zerstörungen führt.
Was wir aber in den Schalengerichten erkennen können, ist, dass trotz der Einladung Gottes zur Umkehr die Menschen Gott verfluchen. Gott lädt ein, aber er zwingt nicht. Er lässt jedem seinen Willen. Gerichte führen nicht automatisch zur Umkehr.
Fragen zum Gespräch
- Welche Aussage in diesem Text ist für mich tröstlich?
- Was macht mir Schwierigkeiten mit diesem Bibeltext?
- Was führt heute dazu, dass Menschen sich Gott zuwenden?