08-09/2024

Ausblick aufs Ziel (Offenbarung 15, 1-4)

Eingangsfragen:
  • Was löst Singen in uns Menschen aus?
  • Wann singen wir?
  • Was singen wir?
  • Welche geistlichen Lieder haben uns im Leben besonders begleitet?
Beobachtungen im Zusammenhang

Zwischen dem Gericht über die Welt (Winzermesser und Kelter des Zorns, Kap. 14,14-20) und den sieben Zornschalen (15,1.5-16,21) geht der Blick, wie so oft in entscheidenden Momenten in der Offenbarung, in den Himmel. Aus dem Völkermeer und aus dem Zorn Gottes herausgenommen, stehen die Sieger vor dem Thron Gottes. Sie sind „hindurchgerettet“, wie damals das Volk Israel durchs Schilfmeer. Und wie jene stimmen sie ein Lob- und Siegeslied an (vgl. 2Mo 15,1ff.). Insgesamt wird in der Offenbarung an sieben Stellen ein Lobpreis, der dem himmlischen, ewigen Gottesdienst entstammt, angestimmt.

Entdeckungen in unserem Abschnitt

Verse 1+2: Unmittelbar bevor Gott das letzte und endgültige Gericht heraufführt (die dritte und letzte
Reihe von sieben Plagen), bekommt der Seher einen Einblick in Gottes unbeschreibliche Königsherrschaft. Auf Erden Gottes Gericht und sein Sieg über alles Widergöttliche, im Himmel der Triumph und der Lobpreis der Märtyrer. Sie wurden zwar vom Tier getötet, besingen aber nun den Sieg des Lammes. Damit stärkt Johannes den Glauben und das Durchhaltevermögen der bedrängten Gemeinde seiner Zeit. Die Völkerwelt geht der Nacht des Gerichts entgegen, die Gemeinde aber dem Morgenrot der Vollendung. Das feurige Meer vor dem Thron Gottes (vgl. 4,6) symbolisiert den Leidensweg der Glaubenszeugen, die nun vor dem Thron Gottes stehen und singen. Aber das Meer ist zugleich gläsern. Über ihm erhebt sich der Thron Gottes. Vor Gott bleibt nichts verborgen und dunkel. Singen bewegt. Singen hat Veränderungsmacht. Die Kraft des Singens zeigt sich z. B. in den Spirituals aus der Sklavenzeit in Nordamerika. Sie richten sich in der tiefsten Not aus auf die feste Hoffnung auf Gottes Herrlichkeit.

Vers 3: Fünf Zeilen hat dieses Himmelslied – die ersten beiden parallel aufgebaut (wie wir es aus den Psalmen kennen: „Parallelismus membrorum“). Der Untergang der Ägypter am Schilfmeer war für Israel durch alle Zeiten eines der größten Machtzeichen Gottes. Der Sieg, der hier besungen wird, ist ungleich größer:

Vers 3b: Gottes Werke in der Schöpfung lassen etwas erkennen von Gottes Erhabenheit. Die Schöpfung Gottes wird erst dann recht erkannt, wenn wir sie nicht rational betrachten, sondern wenn sie uns ins Lob führt. Neben der Schöpfung aus dem Nichts (1Mo 1) tritt die Neuschöpfung durch die Erlösung Jesu (vgl. 2Kor 5,17). Gottes Gnade schafft neue Menschen. Neun Mal wird Gott in der Offenbarung als „der Allmächtige“ vorgestellt – im übrigen Neuen Testament wird dieser Hoheitstitel nur noch ein weiteres Mal benutzt (2Kor 6,18). Gott, Herr des Kosmos und der ganzen Welt, ist das zentrale Thema der Offenbarung.

Vers 3c: Zu den Schöpfungswerken treten zwingend in der zweiten Zeile Gottes Geschichtswerke. Sie bilden die andere Seite der Medaille des Handelns Gottes ab. Der Höhepunkt der göttlichen Heilsgeschichte ist unzweifelhaft Jesu Versöhnung am Kreuz und sein Sieg über den Tod. Hier erweist er seine universale, königliche Souveränität.

Vers 4a: Das bisher bekannte zeigt, dass diese Frage rhetorischer Natur ist: Die Antwort steht längst fest. Denn Gottes Schaffen (Werke) und Führen (Wege) zielen immer auf das Lob der Geschaffenen und Geführten. Dies ist die Grundbestimmung von uns Menschen: Gott ehren und Gott loben. Wo aber Gott nicht geehrt und gelobt wird, geht der Mensch Gottes Zorngericht entgegen.

Vers 4b: Gottes exklusive und unvergleichliche Heiligkeit – eine Kurzzeile – steht im Zentrum. Allmacht und Glanz, Wahrheit und Treue, Gericht und Gnade – und noch vieles mehr bündelt sich in der Beschreibung Gottes als „Heiliger“. Und Jesus verleiht uns, die wir von Sünde befleckt sind, durch sein Opfer das Wesen, „Geheiligte“ zu sein.

Vers 4c: Zwei Auswirkungen („denn“ im Sinn von „darum“) von Gottes Heiligkeit werden besungen:
Alle Nationen werden Gott ehren und anbeten, denn er ist ja der „König der Nationen“ (V. 3; vgl. Phil 2,10f.). Vor aller Welt wird deutlich, wie rein und gerecht Gott handelt. Vor dem Thron Gottes ist unser Zweifeln und alles Unverständnis über Gottes Wirken überwunden. Alle offenen Fragen sind geklärt und münden Entdeckungen in unserem Abschnitt in das Lob, das Gott allein ehrt.

Fragen zum Gespräch
  1. Was hat mir in der letzten Woche Anlass gegeben, Gott zu loben?
  2. „Du allein bist heilig“ – wie könnten wir Gottes Heiligkeit einem Mitmenschen, der wenig von der Bibel weiß, erklären und beschreiben?
  3. Welche offenen Fragen habe ich heute an Gott – die dann vor Gottes Thron beantwortet („offenbar“) sind (V. 4c)?
  4. Beten wir für unsere verfolgten Brüder und Schwestern?
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