Seit einiger Zeit haben Hanna Böhm und Kati Gottschall den Reutlinger „Familienkreisel“ entwickelt. Beatrix Sirbik hat sich mit ihnen darüber unterhalten.
Was kann man sich unter dem „Familienkreisel“ vorstellen?
Hanna Böhm: Wir haben einen Bollerwagen namens „Die Insel“ ausgestattet, den wir mit Liegestühlen und Picknickdecken, Thermoskannen mit Kaffee, Keksen, Straßenkreide und Seifenblasen bepackt in den zur Gemeinde benachbarten Park fahren. Dort machen wir es uns beim Spielplatz gemütlich und laden Menschen ein, sich zu uns zu gesellen und einen Kaffee zu trinken.
Kati Gottschall: Genau, dadurch entstehen Alltagsgespräche. Manche kennen uns schon und freuen sich, wenn wir kommen. Unser Ziel ist es, zukünftig mit einem Kaffee-Bike in den Park zu kommen. Dann gibt es wie auf unserer Silberburg Kaffeespezialitäten aus einer Siebträgermaschine.
Seht ihr einen missionarischen Auftrag?
Hanna Böhm: Wir öffnen uns Menschen, um unser Leben und unseren Glauben zu teilen. Gottes Liebe zu allen Menschen treibt uns an, sie auch zugänglich zu machen. Insofern ja, denn unser ganzes Leben ist „missionarisch“, wo wir Barmherzigkeit und Gnade leben. Wir beantworten Fragen, wenn sie gestellt werden und vertrauen auf Gottes Geist, der Menschen zu sich zieht.
Kati Gottschall: Da habe ich ein ganz konkretes Beispiel: Wir haben an unserem Stand immer Flyer und kleinere Plakate dabei, die auf unsere Aktionen hinweisen. Eine Frau mit Kopftuch ist so auf die Musikschule Hoffnungsland aufmerksam geworden und es entwickelte sich ein Gespräch. Im Zuge dessen interessierte sie sich sehr für unsere Eltern-Kind Gruppe „Krümelküken“ auf der Silberburg. Ich beschrieb ihr den Ablauf der wöchentlichen Treffen, die unter anderem biblischen Geschichten beinhalten, und wollte wissen, ob dies dann für sie in Frage käme. Sie antwortete sehr positiv und nahm sich sogar noch den Flyer der Sibu-Kids, also der Jungschar mit. Sie und ihre Freundin haben sich fest vorgenommen da mal „reinzuschnuppern“. Ich bin gespannt, was Gott daraus machen wird.
Was begeistert euch als Team, wenn ihr den Menschen im Quartier begegnet?
Hanna Böhm: Für viele Menschen ist ein Kaffee, ein Keks oder unsere Aufmerksamkeit für ihre Kinder etwas Besonderes. Gerade Kinder sind oft begeistert von vermeintlichen Kleinigkeiten. Manche Eltern lassen sich anstecken und überlegen, was sie für die „Spielplatzgemeinschaft“ beitragen können.
Kati Gottschall: Ich staune echt jedes Mal über unseren großen Gott und das ehrenamtliche Team. Mit ihren unterschiedlichen Gaben und ihrem offenen Herzen, Gott in unsere Umgebung auszustrahlen, indem wir einfach Zeit schenken und das Gegenüber annehmen, wie er oder sie ist, leuchtet Jesu Liebe mitten in Reutlingen auf.
Welche Ziele verfolgt ihr in der Zukunft?
Hanna Böhm: Unser wichtigstes Anliegen als Familienkreisel ist es, Familien und Familie-Suchende zusammenzubringen und gegenseitige Unterstützung zu ermöglichen. Mit dem Insel-Café wollen wir auf Menschen zugehen und gleichzeitig unsere Gemeinde als offenen Ort vorstellen und zu weiteren Veranstaltungen einladen. Es soll mehr niederschwellige und vor allem kostenlose Möglichkeiten geben, wo Kinder willkommen sind und einsame Menschen Anschluss finden
Könnt ihr euer Projekt auch anderen Gemeinden und Gemeinschaften empfehlen und wenn ja – warum?
Hanna Böhm: Unsere Aktionen sind so konzipiert, dass sie auch für „Mitarbeitende“ niederschwellig sind. Wir versuchen, alles so zu gestalten, dass wir selbst, auch mit eigenen Kindern, einen schönen Nachmittag erleben und den Arbeitsaufwand gering halten. Wir haben im Vorfeld Menschen vor Ort angesprochen und gefragt, was ihnen eine Freude machen würde, andererseits auch überlegt, was wir uns für uns selbst mit unseren Familien wünschen. Wir machen kein Programm, sondern laden Menschen mitten in unser Leben ein. Dieses Prinzip kann man immer empfehlen!
Kati Gottschall: Vielleicht denkt jetzt der ein oder andere … wie soll ich um Himmels willen mit wildfremden Menschen in Kontakt kommen? Glaubt uns: eine Tasse Kaffee, Seifenblasen für die Kids und ehrliches Interesse bewirkt echt viel. Und ich finde auch wichtig, es akzeptieren zu können, wenn jemand seine Ruhe haben möchte.