Texterklärung
In diesem Abschnitt stellt Paulus das Kreuz Jesu als entscheidenden Ort für das Heil des Menschen dar. Er
zeigt, dass Menschen sehr verschieden darauf reagieren. Für viele passt der Kreuzestod eines Gottessohns nicht in ihr Weltbild. Doch für die, die sich auf diese paradoxe Geschichte einlassen, ändert sich ihr Leben.
Der Kreuzestod als eine Torheit
Die einen sehen in Jesus am Kreuz nur den gescheiterten jüdischen Revolutionär, dem am Ende der Prozess gemacht wird. Darum sehen sie es als dumm und unvernünftig an, ihre Hoffnung in Jesus zu setzen (1Kor 1,18). Für viele Juden war es damals ein Ärgernis, einen Gekreuzigten als Messias zu bezeichnen (1Kor 1,23). Es passte nicht in ihre Vorstellungswelt. Für die hellenistisch geprägten Griechen und Römer war das Kreuz eine Abscheulichkeit (1Kor 1,23). Denn die Kreuzigung war die schlimmste und brutalste Todesart. In ihrer Vorstellungswelt war es unlogisch und unsinnig, dass ein Gott seinen Sohn an einem Kreuz sterben lassen würde.
Der Kreuzestod als ein Ort der Erlösung
Die anderen erkennen in Jesu Kreuzestod Gottes Wirken. Ja, der Kreuzestod ist eigenartig und anstößig. Doch gerade darin zeigt sich Gottes unendliche Liebe zu uns Menschen. Jesus selbst wählt diesen Weg der Demut und Demütigung. Er wird Mensch, um für uns zu leiden, verachtet zu werden und für uns zu sterben. Gerade in dieser Schwäche erweist sich seine Stärke. Denn er gibt sein Leben freiwillig auf, um wieder heil zu machen, was zuvor zerbrochen war: Die Beziehung zwischen uns Menschen und Gott. Im Kreuz nimmt Jesus alle unsere Schuld und Sünde auf sich. Er erlöst uns davon (1Kor 1,30) und schenkt uns neues, ewiges Leben mit ihm. Darin erweist sich Gottes Stärke und Kraft. Das überzeugt nicht jeden, doch wer sich darauf einlässt, erlebt, wie Jesus gerade in dieser paradoxen Situation seines Sterbens am Kreuz in größter Schwachheit seine Stärke erweist.
Jesus geht den niedrigen Weg
Jesus tritt nicht als der große Macher und Angeber auf. Er rühmt sich nicht selbst. Er gibt durch seinen
Tod am Kreuz seinem Vater im Himmel die Ehre. Er hat es vorgelebt. Er hat den niedrigen Weg genommen: Er ist Mensch geworden, obwohl er bei seinem Vater im Himmel ein Leben in Fülle hatte. Er hat sich allen
Herausforderungen dieser Welt gestellt: hilflos zu sein, unterdrückt zu werden, hungrig, durstig und erschöpft zu sein, ohne ein Zuhause zu leben, abgelehnt zu sein und verachtet zu werden. Er hat den Menschen gedient, indem er sich ihrer Krankheiten, Sorgen und Nöte annahm (Lk 5,17-26). Indem er aus der Gesellschaft Ausgeschlossene in eine neue Gemeinschaft eingeladen hat, die sie veränderte (Lk 5,27-32).
Das Wort vom Kreuz und seine Wirkung
Das Wort vom Kreuz ist für Paulus eine besondere Kraft Gottes, die den Glauben in Menschen weckt und stärkt. Gott wirkt durch die Predigt des gekreuzigten und auferstandenen Christus Heil (1Kor 1,18.21), Gerechtigkeit (1Kor 1,30) und Versöhnung (2Kor 5,19). Doch noch mehr: Es bewirkt auch Heiligung.
Es geht bereits im Wort vom Kreuz darum, dass wir Menschen nicht nur eine geheilte Beziehung zu Gott erhalten, sondern durch Jesus Tag für Tag verändert und erneuert werden. Damit wir so manche Last,
Scham, Schuld und uns schadende Gedanken, Worte und Verhaltensweisen bei ihm ablegen können und ihm ähnlicher werden. Jesus lädt in eine lebenslange Beziehung ein. Eine Beziehung zu ihm und damit auch in eine Beziehung mit weiteren Christen. Dadurch ordnet sich in unserem Leben so manches neu und wir erhalten eine neue Perspektive auf ihn, auf uns und auf unsere Mitmenschen.
Am Kreuz scheiden sich also die Geister. Die einen finden gerade in der Schwachheit und dem Leiden Jesu neue Hoffnuyng und ihr Heil, während die anderen ihn abweisen und somit in der Gottesferne bleiben.
Fragen zum Gespräch
- Die Botschaft vom Kreuz löst unterschiedliche Reaktionen in Menschen aus. Wie geht es uns damit? Schämen wir uns manchmal für dieses „Wort vom Kreuz“? Warum?
- Was berührt mich an dieser Botschaft?
- Liegt mir gerade ein Stein auf der Seele? Vielleicht wäre es an der Zeit, ihn vor Gott auszusprechen und abzulegen.
Julia Bazlen