Texterklärung
Um die Ereignisse der Richterzeit zu verstehen, ist es hilfreich, Richter 2,10-18 zu lesen: Die Israeliten gehorchen Gott nicht, deshalb schickt er Feinde. Dann rufen sie um Hilfe, und Gott schickt einen Richter, der sie befreit. 12 Richter, aus jedem Stamm einen, erlebt Israel. Baal und Aschera sind zwei Götter der Urbevölkerung, der Kanaaniter. Weil die Kanaaniter sich auch über die Zeit der Landnahme unter Josua hinaus halten können, werden die Israeliten über Jahrhunderte zum Götzendienst verführt, und zwar bis in die Zeit von König Josia (7. Jh. v. Chr., 2Chr 34,4). Gideon gehört zum Stamm Manasse. „Gideon“ bedeutet: „Er hat abgehauen, zerbrochen“, Jerubbaal bedeutet: „Baal streite mit ihm“ (Ri 6,32).
Gott kann die ängstlichen Zeugen brauchen
Gerade erst hat Gott den Kontakt mit Gideon gesucht, gerade erst hat Gideon gelernt, die Stimme Gottes zu hören und mit Gott zu reden (V. 11-24). Und gerade erst hat Gideon den Auftrag Gottes vernommen (V. 14): „Du sollst Israel erretten aus den Händen der Midianiter.“ Noch mag Gideon überlegen, was er da unternehmen könnte, da geht Gott kleine Schritte mit ihm:
- „Räume daheim auf!“ (V. 25)
- „Setze ein neues Zeichen!“ (V. 26)
Die Israeliten bauen Altäre für fremde Götter, und sie haben keine Gewissensbisse dabei. Auch Joasch, Gideons Vater, macht dabei mit, obwohl er doch nach dem Gott Israels benannt wurde (Jo = Jahwe). Die fremden Götter durchdringen den Alltag von Gottes Volk, und die fremden Altäre prägen das Ortsbild. Gideon hat entschieden: „Ich will jetzt Gott, dem Herrn, gehorchen!“ Aber weil er ängstlich ist, nützt er den Schutz der Dunkelheit, um das Macht-Symbol des heidnischen Gottes niederzureißen.
Es gelingt dem ängstlichen Zeugen Gideon sogar, einen neuen Altar für Gott, den Herrn, zu bauen und
darauf einen Stier zu verbrennen. Vielleicht konnte er vermeiden, dass die Leute etwas sehen, aber den Abriss-Lärm und den Opfergeruch müssen sie bemerkt haben!
Am nächsten Morgen scheint Joasch erleichtert zu sein, dass die heidnischen Symbole weg sind. Deshalb stellt er sich schützend vor seinen Sohn und bestätigt damit, was Paulus später in Epheser 6,12 schreibt: Unser Kampf ist nicht mit Fleisch und Blut.
Gott geht mit seinen Zeugen
Alle Jahre wieder fallen die Räuber aus dem Osten ein (V. 33). Aber jetzt hat Gott, der Herr, die Rettung in
seine Hand genommen, weil „die Israeliten zum Herrn schrien“ (V. 6). Er erfüllt Gideon mit seinem Geist, dadurch wird Gideon zum Retter, zu einem Messias (vgl. Jes 61,1). Später verspricht Jesus genau das seinen Freunden: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8). Gideon ruft und die Kämpfer aus seinem Stamm kommen, dazu noch andere aus drei weiteren Stämmen. Haben diese Israeliten nicht auch ihre Baals-Götzenbilder im Garten stehen?
Weshalb schließen sie sich diesem „Jerubbaal“ an? Es ist wohl eine Form von Erweckung, wenn Leute aus Gottes Volk bekennen: „Ja, wir wollen wieder Gott, dem Herrn, dienen!“ Der Geist Gottes hat die Leute gerufen.
Gott kann die unsicheren Zeugen brauchen
Gideon ist sich seiner Aufgabe bewusst: „Ich bin ein Werkzeug, das Gott führt!“ Als die Unsicherheit ihn
überfällt, wendet er sich vertrauensvoll an Gott, den Herrn: „Ja, du hast es mir zugesagt! Aber kannst du mir bitte doch noch eine Bestätigung geben?“ Gideon traut Gott echt was zu. Hut ab vor solchem Glauben!
Gott freut sich, wenn wir ihn um Hilfe bitten. Damit geben wir ihm die Ehre, die er verdient. Wer nicht bittet, will die Ehre für das Gelingen einer Sache für sich selbst reklamieren. Und Gott freut sich, wenn er unserem Glauben neue Kraft einflößen kann. Aber Gideon hat noch nicht genug. Da können wir erahnen, wie groß seine Unsicherheit sein muss – angesichts einer Übermacht von 135.000 Soldaten (Ri 8,10). Und Gott nimmt die Ängste seines Dieners ernst! Er sieht Gideons Herz: „Du willst dich nicht drücken! Du brauchst tatsächlich noch mehr Vergewisserung!“ Gott schenkt Gideon diese doppelte Bestätigung – aber dann geht Gideon auch unverzüglich an die Arbeit (7,1)!
Fragen zum Gespräch
- Altäre fremder Götter: Was könnte das bei uns sein?
- Ängstlicher Zeuge: Was hilft uns, die Angst zu überwinden?
- Wie können wir in unserer Umgebung einen „Altar für Jesus“ aufbauen?
- Welche Zusagen Gottes finden wir in der Bibel: „Ja, ich bin dabei“?
- Wer hat schon mal „eine Wolle“ vor Gott ausgelegt – und von Gott Antwort bekommen?
- Wie ging es dann weiter?