03/2024

Jesus in Gethsemane (Lukas 22,39-46)

Vorabend der Kreuzigung

Lukas 22 berichtet uns wichtige Details vom Vorabend der Kreuzigung Jesu: Judas beschließt, Jesus zu verraten (V. 1-6), das Abendmahl (V. 7-23), Jesus in Gethsemane (V. 39-46), Jesu Gefangennahme (V. 47-53), Verleugnung des Petrus (V. 54-62), Jesus vor dem Hohen Rat (V. 63-71).

Höchst dramatisch

Die Szene „Jesus in Gethsemane“ ist höchst dramatisch. Sie zeigt, dass jetzt alles auf dem Spiel steht. Gottes Heilsplan zur Errettung von uns Menschen reicht zurück bis ins Paradies. Noch bevor der Mensch nach dem sog. Sündenfall von Gott höchstpersönlich aus dem Garten Eden vertrieben wurde (1Mo 3,24), verflucht Gott die Schlange und prophezeit die Rettung. „Ich stifte Feindschaft zwischen dir (Schlange) und der Frau, zwischen ihrem und deinem Nachkommen. Er wird dir den Kopf zertreten und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ (1Mo 3,15). Man nennt diesen Vers das „Protoevangelium“ – an dieser Stelle wird das Kreuzesgeschehen zum ersten Mal angedeutet. Schon vor der Verbannung des Menschen aus dem Paradies (die Strafe für die Sünde) gibt es Gottes Masterplan zur Rettung des Menschen.

Im Himmel besprochen

In seinem großartigen Passionslied von Paul Gerhardt „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“ tritt der
Liederdichter wie ein Journalist auf. Er geht an den Ort, wo Gott seinen Plan zur Rettung der Menschen mit seinem Sohn bespricht. Er hält sein Mikrofon hinein in den Himmel, in die Ewigkeit, und fängt den O- Ton ein. Gott spricht zu seinem Sohn: „Geh hin, mein Kind, und nimm dich an der Kinder, die ich ausgetan zur Straf- und Zornesruten; die Straf ist schwer, der Zorn ist groß, du kannst und sollst sie machen los durch Sterben und durch Bluten.“ Wie wird der Sohn darauf reagieren?

In der nächsten Strophe gibt der Sohn die Antwort: „Ja, Vater, ja, von Herzensgrund, leg auf, ich will’s dir tragen; mein Wollen hängt an deinem Mund, mein Wirken ist dein Sagen.“ Jesus sagt „Ja“ zu seiner Menschwerdung und zu seinem Weg in den Tod. Immer wieder hat er zu Lebzeiten seinen Jüngern versucht, diesen Weg zu erklären: „Seit der Zeit fing Jesus an, seinen Jüngern zu zeigen, wie er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.“ (Mt 16,21). Aber die Botschaft kam nicht an.

„Vater, ich will nicht!“

Im Garten Gethsemane, keine zwölf Stunden, bevor Jesus am Kreuz spricht „Es ist vollbracht“, bittet Jesus seinen Vater im Himmel inständig darum, den Kelch des Leidens und Sterbens von ihm zu nehmen. Der Gebetskampf im Garten Gethsemane wird von Matthäus, Markus und Lukas beschrieben. Nach Matthäus bittet Jesus den Vater dreimal darum, dass der Kelch des Sterbens an ihm vorübergehen möge. „Vater, ich will nicht! Vater, ich kann nicht! Vater, ich bitte dich um einen anderen Weg!“ Merken wir, wie angefochten Jesus war? Der Heils- und Rettungsplan Gottes steht auf dem Spiel! Jesus kämpft mit der Macht der Finsternis (V. 3 + 53). Dieser Kampf ist kein Theaterstück mit vorprogrammiertem „Happy End“. Was wäre, wenn Jesus sich nicht zum „dein Wille geschehe“ durchgerungen hätte? Wir wissen ja, wie es weitergeht. Aber wir sollten uns dessen bewusst sein, dass es im Garten Gethsemane um einen offenen Kampf zwischen Licht und Finsternis geht.

Die Jünger versagen

Ein Blick auf die Jünger: Sie verschlafen die Situation. Jesus kann sich auf seine Jünger nicht verlassen. Sie versagen komplett. Judas verrät ihn. Petrus verleugnet ihn. Alle schlafen und verlassen ihn schließlich.

Himmlische Stärkung

Aber Gott schickt seine Stärkung vom Himmel: Der Engel Gottes gibt Jesus die Kraft, diese Stunde des
Kampfes bis aufs Blut (V. 44) durchzustehen. Jesu Weg zum Kreuz ist nicht selbstverständlich und einfach vorprogrammiert, sondern Schritt für Schritt von Jesus im geistlichen Kampf errungen.

Fragen zum Gespräch
  • Wir erleben das Kirchenjahr jährlich nach unserem Terminkalender. Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten sind fest eingetragen. Können wir den einzigartigen Weg von Jesus so nachspüren, als wenn wir nicht wüssten, wie es weitergeht?
  • Gibt es bei uns auch Gebetskämpfe? Wie haben wir sie erlebt?
  • Die Passionszeit nimmt uns mit auf den Weg Jesu zum Tod am Kreuz. Dieser Weg ans Kreuz zeigt uns einerseits die „Schwere unserer Sünde“ und andererseits die „unüberbietbare Liebe Gottes“. Was macht das mit uns?
  • Haben wir auch schon „himmlische Stärkung“ erlebt?
  • „Dein Wille geschehe“! Was heißt das für uns heute konkret?
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