03/2024

Und er nahm das Brot … (Lukas 22,1-23)

Texterklärung

Der Bibelabschnitt erzählt von sehr komplexen Ereignissen: Während Jesus die beiden Jünger Petrus und Johannes losschickt, um die Vorbereitungen für die gemeinsame Feier des Passamahls zu treffen, bereitet Judas den Verrat an Jesus vor und leitet damit das Leiden und Sterben von Jesus ein. Danach treffen sich alle beim letzten gemeinsamen Mahl. Jesus feiert es mit seinen Jüngern als Gemeinschaftsmahl und setzt es gleichzeitig als Erinnerungsmahl ein. Er hält dabei aus, dass der Verräter mit am Tisch sitzt.

Im Zentrum des Textes steht die Mahlfeier. Über dieses letzte Abendessen Jesu mit seinen Jüngern wird im neuen Testament an vier Stellen berichtet (Mt 26, Mk 14, Lk 22, 1Kor 11). Bei allen werden drei Aspekte dieser besonderen Mahlfeier beschrieben: das Gemeinschaftsmahl, das Mahl des Neuen Bundes und das Erinnerungsmahl. Wie wird darüber im Lukasevangelium berichtet?

Das Gemeinschaftsmahl

Zu Beginn des Essens sagt Jesus, dass er sich so sehr nach diesem Abendessen mit seinen Jüngern gesehnt habe, und dass es gleichzeitig das letzte gemeinsame Abendessen sein werde. Immer wieder hatten sich Jesus und die Jünger beim Essen miteinander gestärkt, und das Brechen des Brotes gehörte zentral dazu. Das gemeinsame Essen bedeutet Stärkung an Leib und Seele. Diese Gemeinschaft war Jesus im Angesicht seines Leidens und Sterbens so wichtig. Und bis heute werden wir in der Tischgemeinschaft und in der gemeinsamen Feier des Abendmahls gestärkt – insbesondere in herausfordernden und schwierigen Situationen unseres Lebens.

Das Mahl des Neuen Bundes

Das Passamahl feierten die Juden in Erinnerung an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Es erinnert uns daran, dass dabei ein Lamm geschlachtet und das Blut als Zeichen der Rettung an die Türpfosten gestrichen wurde (2Mo 12). Doch wenn Jesus bei diesem letzten Mahl vom Neuen Bund spricht, den Gott mit den Menschen schließt, dann erinnert das auch an den Bund, den Gott mit Noah geschlossen hat (1Mo 9). Bei jener Flut starben alle, und nur ein Gerechter mit seiner Familie wurde gerettet. Mit ihm schloss Gott nach der Flut einen Bund und gab ein Versprechen, nie mehr alle zu vernichten. Mit Jesus stirbt ein Gerechter für alle. Damit schafft Gott einen Weg, alle zu retten. Das ist der neue Bund Gottes, der für Gottes unendliche Liebe zu den Menschen steht.

Das Erinnerungsmahl

Schon bevor Jesu Leib am Kreuz gebrochen wird und sein Blut fließt, weist er die Jünger an, immer wieder dieses Mahl zur Erinnerung an diesen Neuen Bund und an diesen unfassbaren Liebesbeweis Gottes zu feiern. Der Apostel Paulus beschreibt diese Liebe in 2. Korinther 5,19 und Römer 5,8 so: Gott zeigt seine Liebe zu uns darin, dass er uns versöhnte, als wir noch Sünder waren. Bevor wir Gott unsere Liebe zeigen, schenkt er uns seine bedingungslose Liebe und Annahme. Daran erinnern wir uns, wenn wir Abendmahl feiern.

Die Tischgemeinschaft

Die bedingungslose Liebe Gottes wird in der Tischgemeinschaft des letzten Abendessens Jesu mit seinen Jüngern ganz deutlich: Jesus hält es aus, mit dem Verräter am Tisch zu sitzen! Es weiß, dass Judas ihn verraten wird und dass schon alles dafür abgesprochen und in die Wege geleitet ist. Davon lesen wir in Lukas 22,3-6. Und dennoch darf Judas mit am Tisch sitzen, er wird nicht ausgeschlossen! Und auch die anderen, die Jesus zwar nicht verraten, dafür aber verlassen und verleugnen werden, dürfen am Tisch sitzen. Jesus sehnte sich sogar sehr nach der Gemeinschaft mit diesen unvollkommenen Menschen (Lk 22,14). Das ist zum Staunen.

Die Einladung

„Tut das zur Erinnerung an mich“, sagte Jesus bei der Mahlfeier zu seinen Jüngern (Lk 22,19), und bis heute folgen wir dieser Aufforderung und Einladung, das Abendmahl in unseren Gemeinden zu feiern. Im Lauf der Kirchengeschichte haben sich dabei verschiedenste Formen und Traditionen entwickelt. Die Liturgie der Württembergischen Landeskirche beinhaltet bei der Abendmahlsfeier immer den Satz: „Kommt, denn es ist alles bereit!“

Schon beim ersten Abendmahl war alles vorbereitet, ehe die Jünger den Raum fanden und vollends alles für das Abendessen zurechtstellten. Auch für mich hat Gott den Tisch bereitet. Das wird schon in Psalm 23 beschrieben.

Fragen zum Gespräch
  • Welche Bedeutung hat die Feier des Abendmahls für mich persönlich?
  • Was bedeutet bedingungslose Liebe?
  • Wie pflegen wir Mahl- und Tischgemeinschaft in unseren Familien und in unseren Gemeinden?
  • Schaffen wir es, Spannungen und Unvollkommenheit in unserer Gemeinschaft auszuhalten und in Liebe zu ertragen?
  • Welche Einladungskultur pflegen wir? Oder schließen wir manche vielleicht sogar aus?
Beitrag teilen: